Dompropst und Impfarzt zufrieden mit Kölner-Dom-Impfen

Überwältigende Resonanz

Mehr Leute als erwartet kamen am Heiligabend zum Kölner Dom, um sich im Dreikönigssaal impfen zu lassen. Dompropst Guido Assmann und Impfarzt Jürgen Zastrow freuen sich über die gelungene Zusammenarbeit.

Großer Andrang bei der Impfaktion im Kölner Dom / © Johannes Schroeer (DR)
Großer Andrang bei der Impfaktion im Kölner Dom / © Johannes Schroeer ( DR )

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DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich heute, am Heiligen Abend, impfen lassen?

Guido Assmann (Kölner Dompropst): Meine zweite Impfung war genau diese Woche vor fünf Monaten. Und da hatte ich sowieso schon in den Kalender geguckt: Wann kann ich mich impfen lassen? Und als die Ärzte vor ein paar Tagen fragten, ob die Aktion hier am Kölner Dom möglich ist, habe ich gedacht: Wunderbar! Am Kölner Dom eine Impfung machen zu lassen, sozusagen am eigenen Arbeitsplatz: Sehr gerne.

Ich denke, dadurch, dass diese Aktion jetzt hier stattfindet, ist es auch ein Zeichen, dass auch Menschen, die unsicher sind, wie ist die Sichtweise der katholischen Kirche zur Impfung ist, sich vielleicht auch davon überzeugen lassen oder man ins Gespräch kommt.

DOMRADIO.DE: Die Resonanz ist überwältigend, oder?

Assmann: Ich muss gestehen, damit habe ich auch nicht gerechnet und wusste auch gar nicht, was da auf uns zukommt. In den letzten Tagen habe ich aber gemerkt, wie viele Anfragen zu dieser Aktion hier im Kölner Dom kamen. Und dass das so wahrgenommen wird, das ist ein schönes Zeichen und bin sehr, sehr froh und sehr dankbar.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja auch immer Kritiker, die sagen: Der Dom ist der Dom. Das ist der Ort, um die heilige Messe zu feiern, um Gott zu ehren. Ist das richtig, da Impfungen im Dom zu machen?

Assmann: Die Frage ist mir sehr häufig gestellt worden. Der Kölner Dom ist ein Ort, der hier in Köln und weit darüber hinaus weltweit bekannt ist. Für Kölner ein Ort der Heimat. Der Raum, in dem wir die Impfung durchführen, ist nicht der sakrale Raum, der Gottesdienstraum, sondern die sogenannte Dreikönigshalle. Dort sind Ausstellungen und sie wird auch von der Domschatzkammer öfter genutzt. Die Beter im Kölner Dom werden am heutigen Tag also überhaupt nicht gestört und trotzdem ist es in dem Gebäude Kölner Dom.

Ich glaube, wir haben zwei Dinge gut miteinander verbunden: Die, die die Sorge haben, dass das Heiligtum irgendwie entweiht würde, die kann man wirklich beruhigen und die Botschaft, dass Jesus Mensch geworden ist, die wir jetzt in dieser kommenden Nacht feiern werden. In alten Liedern und Gebeten wird er auch schonmal als Heiland bezeichnet. Ein altes, schönes Wort, wie ich finde. Gott ist Mensch geworden. Er kennt unsere Sorgen und er kennt Krankheiten und weiß, was uns Menschen bedrückt. Und wenn wir da ein klein bisschen helfen können, dann ist es glaube ich schon so, dass wir unseren Auftrag als Menschen hier oder als Christen in dieser Welt auch gerecht werden.

DOMRADIO.DE: Weihnachten ist auch ein Fest des Friedens. Nun gibt es Impfgegner, viel Hass im Internet und viel Gegeneinander. Ist da die Weihnachtsbotschaft ganz besonders aktuell?

Assmann: Auf jeden Fall. Wir sollten alles dafür tun, dass unsere Gesellschaft nicht immer weiter auseinander driftet. Und ich begrüße es sehr, wenn Menschen ihr Gewissen fragen in allen  wichtigen Entscheidungen ihres Lebens, natürlich bei dieser Impfung. Aber wie man so schön sagt: Der Ton macht die Musik. Wir sollten immer auf Augenhöhe miteinander sprechen, so, dass wir die Argumente auch gut austauschen, dass nicht der eine dem anderen etwas vorwirft und man sich nachher nicht mehr angucken kann, weil der Vorwurf so stark und ein persönlicher Angriff ist. Das ist, glaube ich, nicht der richtige Weg. Sondern ernsthaft und gut miteinander zu sprechen, um dann miteinander in dieser Welt zu leben und Verantwortung für diese Welt und füreinander zu übernehmen.

DOMRADIO.DE: Was ist das Besondere an dieser Impfaktion heute hier?

Dr. Jürgen Zastrow (Leitender Impfarzt): Das Besondere ist erst einmal der Tag, dass Heiligabend ist. Das zweite Besondere ist, dass der Dom uns eingeladen hat, hier zu impfen. Das ist für mich ganz großes Kino, weil es gibt ja auch eine Nachricht und der Dompropst hat eine entsprechende Pressemitteilung veröffentlicht. Ich finde das total toll, weil hier was zusammenpasst, was zusammengehört.

DOMRADIO.DE: Hätten Sie mit diesem Andrang gerechnet?

Zastrow: Ehrlich gesagt, ich hatte es gehofft und auch befürchtet. Aber damit gerechnet habe ich nicht. Und jetzt haben wir hier eine Aufgabe und wir werden versuchen, die zu lösen. Ich bin ganz froh, dass es nicht regnet. Es ist sogar ein bisschen blauer Himmel, damit die Menschen hier nicht nass werden beim Warten. Und wir geben Gas.

DOMRADIO.DE: Und haben Sie mit den Leuten gesprochen, warum Sie kommen?

Zastrow: Die Menschen sind mehr als glücklich und mein Weihnachtsgeschenk ist sozusagen der Dank der Menschen hier. Das ist für mich ein toller Tag.

DOMRADIO.DE: Viele sagen, dass der Dom ein heiliger Ort ist. Ist das der richtige Ort zu impfen?

Zastrow: Hier in diesem Raum werden jetzt keine Messen gefeiert und die Kirche war schon immer auch ein weltlicher Ort und auch schon immer ein Ort des Zusammenkommens. Und ich glaube, das Sich-treffen und gerade hier auch, das ist eine gemeinsame Aktion. Wir machen das ja auch füreinander, aufeinander aufzupassen, indem wir uns alle impfen. Und ich finde schon, das passt gut zur Kirche.

DOMRADIO.DE: Wir haben viel von Demonstrationen von Impfgegnern gehört. Das hier ist auch eine eindrucksvolle Demonstration, oder?

Zastrow: Die tollste Demonstration, die man sich wünschen kann. Und Gott sei Dank ist alles sehr ruhig geblieben. Und wir sind ja auch immer ganz entspannt. Die Impfgegner, mit denen ich bisher zu tun hatte, die kenne ich auch alle inzwischen. Also ja, hier ist alles friedlich und wir sind immer zu allen freundlich.

DOMRADIO.DE: Sind auch Erstimpfungen dabei oder nur Booster?

Zastrow: Ich haue hier die Nadeln in den Arm. Da müssen Sie vorne an der Anmeldung fragen, das kann ich Ihnen gar nicht sagen. Erfahrungsgemäß wissen wir, dass wir ungefähr fünf bis zehn Prozent Erstimpfungen haben und der Rest sind Booster.

Die Interviews führte Johannes Schroeer.


Dompropst Guido Assmann im Gespräch mit Impfwilligen in der Warteschlange / © Johannes Schroeer (DR)
Dompropst Guido Assmann im Gespräch mit Impfwilligen in der Warteschlange / © Johannes Schroeer ( DR )

Der leitende Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow / © Johannes Schroeer (DR)
Der leitende Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow / © Johannes Schroeer ( DR )

Dompropst Assmann wartet auf seine eigene Booster-Impfung / © Johannes Schroeer (DR)
Dompropst Assmann wartet auf seine eigene Booster-Impfung / © Johannes Schroeer ( DR )

Spritze rein... / © Johannes Schroeer (DR)
Spritze rein... / © Johannes Schroeer ( DR )

...und geschafft! / © Johannes Schroeer (DR)
...und geschafft! / © Johannes Schroeer ( DR )
Quelle:
DR
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