Die britische Zeitschrift "The Tablet" zitierte am Freitag aus einem Brief Tomasis an den Orden. Demnach sei es nie die Absicht der päpstlichen Reformkommission oder des Papstes gewesen, "die Souveränität des Ordens zu untergraben, die in vollem Umfang erhalten bleiben wird".
Dem Bericht zufolge antwortet Tomasi, von Papst Franziskus mit Sondervollmachten für einen Reformprozess des Malteserordens ausgestattet, auf Kritik des Großkanzlers Albrecht von Boeselager. Dieser habe zuvor geschrieben, Tomasis Reformvorschläge seien "eine Gefahr für die seit langem bestehende Souveränität des Ordens".
Demnach hatte von Boeselager geschrieben, er könne die Änderungen nicht akzeptieren und werde sich nun aus dem Reformprozess zurückziehen. Für die kommende Woche, so "The Tablet" weiter, seien Gespräche vorgesehen. Dabei sollten Vertreter des Malteserordens und des Vatikan über bisher vorliegende Reformentwürfe beraten.
Reformprozess nach Verfassungskrise
Der aktuelle Reformprozess im Orden geht zurück auf eine Verfassungskrise, die unter Leitung des verstorbenen Fra' Matthew Festing, dem ehemaligen Großmeister des Ordens, stattfand. Dieser trat im Januar 2017 nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Papst Franziskus, der Reformen anordnete, von seinem Amt zurück.
Der Tod von Festings Nachfolger, Fra' Giacomo Dalla Torre, die Corona-Pandemie sowie die Absetzung des ehemaligen Delegierten des Ordens, Kardinal Angelo Becciu, verzögerten die Reform erheblich. Im vergangenen Oktober übertrug Franziskus seinem neuen Delegaten, Kardinal Silvano Tomasi, die faktische Kontrolle über die Leitung des Ordens. Die Befugnis, "alle internen Konflikte zu lösen" und die Wahl eines neuen Großmeisters einzuberufen, galt etlichen Ordensrittern als bisher beispielloser Eingriff.