"Das sieht man auch an Bischöfen, die sagen, ich würde ja gerne zurücktreten, aber der Papst lässt mich nicht. Stattdessen sollten sie doch Manns genug sein und sagen, egal, was der Papst jetzt sagt, ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Punkt", so der Leiter des internationalen Safeguarding-Intituts in Rom.
Der Priester und Psychologe forderte zudem mehr staatliche Aufklärungsarbeit. Dabei seien neben der katholischen auch die evangelische Kirche sowie Koranschulen, der Sport, Heime, Schulen und der familiäre Bereich einzubeziehen, in dem die meisten Übergriffe stattfänden. Ein Blick in angelsächsische Länder zeige jedoch, dass solch eine staatliche Aufarbeitung teuer sei. Zudem könnten Persönlichkeitsrechte ein Problem darstellen.
Missbrauchsgutachten in Bistümern vorgestellt
In den vergangenen Jahren hat eine Reihe von deutschen Bistümern Aufarbeitungsgutachten zum Thema Missbrauch beauftragt oder vorlegen lassen. Zuletzt wurde ein Gutachten für das Erzbistum München und Freising veröffentlicht, das unter anderem dem früheren Papst Benedikt XVI. Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Priestern vorwirft. Benedikt (Joseph Ratzinger) war von 1977 bis 1982 Münchner Erzbischof.
Für Debatten sorgte auch eine Untersuchung im Erzbistum Köln von März 2021. Die Gutachter lasteten unter anderen dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße und dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen an. Die Bischöfe boten daraufhin ihre Rücktritte an, die Papst Franziskus jedoch ablehnte.