Stadt will Ehrenbürgerwürde für Benedikt XVI. überprüfen

Regensburger Check

In der Stadt Regensburg zeichnet sich eine Debatte über die Ehrenbürgerwürde des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ab. Der Stadtrat wird sich mit Ratzingers Rolle im Missbrauchsskandal auseinandersetzen müssen.

Joseph Kardinal Ratzinger (Archivbild) (KNA)
Joseph Kardinal Ratzinger (Archivbild) / ( KNA )

Das sagte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag. Der emeritierte Papst ist durch ein vergangene Woche veröffentlichtes unabhängiges Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising in die Kritik geraten.

Ihm werden vier Verfehlungen während seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) vorgeworfen. Er soll nicht genug gegen Missbrauchstäter vorgegangen sein.

Sie sei dies den Opfern sexueller Gewalt schuldig, denen unermessliches Leid zugefügt worden sei, sagte Maltz-Schwarzfischer.

Für eine Entscheidung noch zu früh

Noch sei es aber zu früh für eine Entscheidung, so die Oberbürgermeisterin weiter, da die Aufarbeitung innerhalb der katholischen Kirche noch liefe. Ob die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den emeritierten Papst Benedikt widerrufen werde oder nicht, müsse zu gegebener Zeit im Stadtrat diskutiert und "mit einem klaren Votum" entschieden werden.

Laut Bayerischer Gemeindeordnung (Art. 16) kann die Ernennung zu Ehrenbürgern "wegen unwürdigen Verhaltens" widerrufen werden. Der Beschluss bedarf einer Mehrheit von zwei Dritteln der stimmberechtigten Mitglieder des Gemeinderats, erläuterte eine Stadtsprecherin.

Ehrenbürgerwürde im Jahr 2006 erhalten

Papst Benedikt XVI. erhielt die Regensburger Ehrenbürgerwürde im Jahr 2006. Im selben Jahr stattete er im Rahmen seiner Bayern-Reise auch der Stadt Regensburg einen Besuch ab. Als Theologieprofessor hatte Joseph Ratzinger ab 1969 an der Universität Regensburg gelehrt, bis er 1977 zum Erzbischof von München und Freising berufen wurde.

Papst-Biograf: Ratzinger nicht in Missbrauchsfälle involviert

Papst-Biograf Peter Seewald hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. gegen Vorwürfe der Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Priester aus seiner Zeit als Erzbischof von München (1977-1982) verteidigt. Im konkreten Fall um den Priester und Missbrauchstäter Peter H. etwa gebe es "keinerlei Belege dafür, dass Ratzinger involviert ist", sagte Seewald am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einem Interview 2018 / © Daniel Karmann (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einem Interview 2018 / © Daniel Karmann ( dpa )
Quelle:
epd
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