Der Regens des Kölner Priesterseminars, Regamy Thillainathan, spricht sich für eine Individualisierung in der Priesterausbildung aus. "Eine uniforme und starre Ausbildungsordnung wird weder den einzelnen Studenten noch dem notwendigen Profil des künftigen Priesters gerecht", so Thillainathan gegenüber DOMRADIO.DE.
Dass die Zahl der Priesteramtskandidaten bundesweit sinke, sei kein Geheimnis. Dafür werde die Gruppe der Seminaristen immer heterogener. Die Bandbreite reiche von "Seminaristen, die unmittelbar nach dem Abitur eintreten bis hin zu jenen, die aus dem Berufsleben ins Seminar wechseln". Zum Teil entschieden sich die angehenden Priester nach vier oder sechs Semestern ihres Theologiestudiums dafür, die Priesterausbildung zu beginnen.
Erzbistum Köln setzt auf "grundlegende Reform"
Zusammenlegungen und Fusionen von Seminaren sieht der Kölner Regens vor diesem Hintergrund kritisch. Statt die Ausbildung von "Not und Mangel" her zu definieren und auf Zentralisierung von Seminaren zu setzen, müsse das Seminar "Heterogenität und Individualität der Kandidaten Rechnung tragen". Daher setze das Erzbistum Köln auf eine grundlegende Reform der Priesterausbildung.
Im Fokus stünden dabei in Zukunft vor allem die "Ausprägung der eigenen Identität hin zu einer reifen Persönlichkeit" der Kandidaten, "eine existenziellere Auseinandersetzung mit der Lebensform des Zölibats und der eigenen Sexualität" sowie die eigene geistliche Verwurzelung und die Berufungsklärung.
Zusammenarbeit mit Lehrenden "unerlässlich"
Um die "ganzheitliche Entwicklung der Seminaristen" effektiv zu fördern, sei die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungsleitung und Professorium "unerlässlich", betont Regens Thillainathan. Das sei ein wesentlicher Punkt der "Ratio fundamentalis", mit der die Kleruskongregation, die seit 1970 gültige Grundordnung für die Priesterausbildung im Jahr 2016 abgelöst hatte. Nur im Miteinander von Lehrenden und Ausbildenden könne "gemeinsam für das Wohl der uns anvertrauten Studierenden gewirkt werden", so Regens Thillainathan. Er sei dankbar, dass dieses "vertrauensvolle und konstruktive Miteinander" mit der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Bonn gepflegt werde. Im Jahr 2022 seien bereits neue Kooperationsveranstaltungen und langfristige Projekte geplant.