Merz und Söder verlangen Reformprozess in der Kirche

"Natürlich blicken wir da in einen Abgrund"

Die Spitzen von CDU und CSU haben die katholische Kirche in Deutschland zu Reformen ermuntert und eine Abschaffung der Kirchensteuer abgelehnt. Es gebe aus seiner Sicht keine Veranlassung, diese in Frage zu stellen, so Friedrich Merz.

Markus Söder (r) und Friedrich Merz / © Peter Kneffel (dpa)
Markus Söder (r) und Friedrich Merz / © Peter Kneffel ( dpa )

Das sagte der CDU-Chef am Donnerstag bei der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Berlin. Solche Überlegungen seien "sehr, sehr zurückhaltend zu bewerten", sagte der CSU-Vorsitzende Markus Söder.

Markus Söder / © Fabian Sommer (dpa)
Markus Söder / © Fabian Sommer ( dpa )

Beide Parteichefs zeigten sich schockiert über die Missbrauchsfälle in der Kirche. "Natürlich blicken wir da in einen Abgrund", sagte Söder, der zugleich betonte: "Wir glauben an eine Bindekraft, an eine Integrationskraft der Kirche." Merz ergänzte: "Wir brauchen diese beiden großen Kirchen in Deutschland als Stabilitätsanker für unsere Gesellschaft." Es wäre fatal, wenn sich der Prozess der massiven Kirchenaustritte von Gläubigen nicht wieder umkehren ließe.

Zustimmung für Marx-Vorschlag

Merz betonte, ihn als katholischen Christen beschwere, was in der Kirche geschehe. Er habe das Interview mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx "mit großer Zustimmung" gelesen. "Ich begrüße das sehr, dass es diesen Prozess gibt." Marx hatte sich unter anderem dafür ausgesprochen, Pfarrern das Heiraten zu ermöglichen.

Friedrich Merz / © Henning Kaiser (dpa)
Friedrich Merz / © Henning Kaiser ( dpa )

Beide Unionspolitiker mahnten, wegen der Verfehlungen Einzelner nicht das große Engagement unzähliger Pfarrer, Diakone und ehrenamtlicher Pfarrgemeinderäte in der Kirche zu übersehen. Dies gehe in der Berichterstattung über die Missbrauchsfälle leider unter, sagte Merz.

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
dpa