Rund drei Millionen Mädchen weltweit müssten jährlich, oft unter gefährlichen Umständen, die demütigende Prozedur der Genitalverstümmelung erleiden, sagte das Kirchenoberhaupt nach dem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Diese "leider nach wie vor in einigen Regionen verbreitete Praxis" demütige die Würde der Frau und sei ein Anschlag auf ihre körperliche Integrität.
Verweis auf Weltgebetstag gegen Menschenhandel
Gleichzeitig verwies das Kirchenoberhaupt an den Gedenktag der Heiligen Josefine Bakhita (1869-1947) am Dienstag, der in der katholischen Kirche als Weltgebetstag gegen Menschenhandel begangen wird. Dies sei ein schwerwiegende Verletzung der Menschenwürde, begangen allein aus Profitstreben. "Viele junge Frauen, die wir auf unseren Straßen sehen, sind nicht frei - sie sind Sklavinnen", so der Papst. Von Menschenhändlern zur Arbeit geschickt, würden sie geschlagen und gedemütigt, wenn sie kein Geld heranschaffen.
Kampf gegen Sklaverei und Menschenhandel
"Das passiert heute, in unseren Städten", sagte Franziskus mit Nachdruck. Angesichts dieser Tatsache appelliere er an alle Verantwortlichen, sich "entschieden dafür einzusetzen, Ausbeutung wie demütigende Behandlung insbesondere von Frauen und Mädchen zu verhindern". Dabei begrüßte das Kirchenoberhaupt eine Gruppe von Ordensfrauen der Initiative "Talitha kum" auf dem Petersplatz. Die Organisation widmet sich in etlichen Ländern dem Kampf gegen Sklaverei und Menschenhandel von Mädchen und Frauen.
Die Gruppe hatte eine knapp zwei Meter lange Bronzeskulptur des kanadischen Bildhauers Timothy Schmalz mitgebracht. Sie zeigt die frühere sudanesische Sklavin und spätere Ordensfrau Josefine Bakhita als Schutzpatronin der Versklavten. Die Plastik ist ein Geschenk an das Bistum Rom und soll laut Angabe der Diözese in der Pfarrei San Bernardo di Chiaravalle aufgestellt werden.
Papst dankt Marokkanern für Bemühen um Rayan
Beim Mittagsgebet hat Papst Franziskus sich als Nachrichtenkommentator betätigt. Angesichts der täglich vielen schlimmen Nachrichten in den Medien wolle er doch einmal zwei gute hervorheben, sagte er am Sonntag. So sei er sehr beeindruckt davon, wie das ganze marokkanische Volk die Rettungsaktion um einen fünfjährigen Jungen verfolgt habe, der tagelang in einem gut 30 Meter tiefen Brunnen gelegen habe.
Leider habe "der kleine Rayan" es doch nicht geschafft und sei an den Folgen seiner Verletzungen gestorben, so Franziskus weiter. Aber wie ein ganzes Volk zusammenhielt und darauf wartete, ein Kind zu retten, das habe ihn sehr beeindruckt.
"Heilige von nebenan"
Eine andere Nachricht kommentierte Franziskus aus der norditalienischen Stadt Monferrato. Ein ghanaischer Migrant, der sich dort nach all den Leiden und Schwierigkeiten seiner Flucht nach Europa eine Existenz in einer Weinkellerei geschaffen hatte, war unheilbar an Krebs erkrankt. Sein letzter Wunsch sei es, vor seinem Tod noch einmal seinen Vater zu sehen.
Daraufhin habe man im Dorf Spenden gesammelt. Versorgt mit schmerzstillenden Mitteln und an der Seite eines Begleiters habe John, so sei Name, nach Ghana fliegen können, "um in den Armen seines Vaters zu sterben" und so seinen letzten Willen zu erfüllen. Diese Nachricht sei leider nicht in den Medien erschienen. Aber sie "zeigt uns, dass es heute, inmitten von so vielen schlechten Nachrichten, auch schöne Dinge gibt, dass es 'Heilige von nebenan' gibt", so Franziskus abschließend.