Papst verurteilt Menschenhandel als "Gewalt"

"Eine offene Wunde im Leib Christi"

Mit deutlichen Worten prangert Franziskus Menschenhandel am Weltgebetstag an. Tausende Frauen und Mädchen würden jedes Jahr Opfer von Menschenhandel werden. Das sei wie "eine offene Wunde im Leib Christi", die uns alle betreffe.

Papst Franziskus im Petersdom ins Gebet vertieft  / © Domenico Stinellis (dpa)
Papst Franziskus im Petersdom ins Gebet vertieft / © Domenico Stinellis ( dpa )

Papst Franziskus hat Menschenhandel als Akt der Gewalt verurteilt. Durch "häusliche und sexuelle Ausbeutung" würden Frauen und Kinder in eine vermeintliche Rolle der Untergebenen gebracht, klagte der 85-Jährige am Dienstag, dem Weltgebetstag gegen Menschenhandel, in einer Videobotschaft. Er bekräftigte, dass Frauen die gleiche Würde und gleichen Rechte wie Männer besäßen.

Verantwortung aller

Menschenhandel sei Gewalt, so Franziskus weiter. Er lobte den Mut von Frauen, sich gegen solche Gewalt aufzulehnen. "Tausende von Frauen und Mädchen, die jedes Jahr Opfer des Menschenhandels werden, klagen die dramatischen Folgen von Beziehungsmodellen an, die auf Diskriminierung und Unterwerfung basieren. Und das ist keine Übertreibung: Tausende!“, so Franziskus. "Auch wir Männer sind aufgerufen, Nein zu sagen zu jeglicher Gewalt, auch zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen". Gemeinsam gelte es, sich für Menschenrechte, Vielfalt und Würde jedes einzelnen einzusetzen. "Kämpfen wir weiter gegen Menschenhandel, jede Form von Sklaverei und Ausbeutung", fordert der Papst.

Franziskus warnte vor der "Arroganz der Gewalt" und der "Korruption des Geldes und der Macht", die es zu überwinden gelte. Er ordnete das Verbrechen Menschenhandel aber auch theologisch ein. Die Gewalt, die Frauen und Kinder erleiden, wenn sie Opfer von Menschenhandel werden, sei "eine offene Wunde im Leib Christi, im Leib der ganzen Menschheit, eine tiefe Wunde, die auch jeden einzelnen von uns betrifft".

Initiative "Talitha Kum"

Hilfswerk: Pandemie hat weltweiten Menschenhandel verschärft

Der Menschenhandel weltweit ist nach Aussage der kirchlichen Hilfsorganisation "Talitha Kum" durch die Corona-Pandemie verschärft worden. Durch wirtschaftliche Schwierigkeiten in vielen Ländern fielen Frauen und Männer leichter Ausbeutung zum Opfer, sagte die Koordinatorin des Netzwerks, die Ordensschwester Gabriella Bottani, im Interview der Zeitung "Avvenire".

Menschenhandel Sklaverei Skulptur Petersplatz Vatikan Rom / © Stefano Carofei (KNA)
Menschenhandel Sklaverei Skulptur Petersplatz Vatikan Rom / © Stefano Carofei ( KNA )

Der Papst bedankte sich besonders bei der Initiative "Talitha Kum", die zum Gedenktag einen weltweiten Gebetsmarathon organisiert. Hinter "Talitha Kum", ein in rund 70 Ländern tätiges Netzwerk von Ordensleuten, steht die Internationale Vereinigung von Generaloberinnen (UISG). Nach Einschätzung der Initiative hat die Corona-Pandemie den weltweiten Menschenhandel verschärft.

Bis Mittwoch findet darüber hinaus eine internationale Videokonferenz zum Thema Menschenhandel statt. Es ist das erste Europa-Treffen der sogenannten Santa-Marta-Gruppe, einer Allianz hochrangiger Kirchenvertreter und Persönlichkeiten von Strafverfolgungsbehörden aus über 30 Ländern sowie weiterer staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen.

Heilige Josefine Bakhita

In der katholischen Kirche wird der 8. Februar, der Gedenktag der heiligen Josefine Bakhita (ca. 1869-1947), einer ehemaligen Sklavin aus dem Sudan, als Gebets- und Aktionstag gegen Sklaverei und Menschenhandel begangen. Der Weltgebetstag wurde 2015 von Papst Franziskus ins Leben gerufen und steht in diesem Jahr, am 75. Todestag der Heiligen, unter dem Motto "Die Macht der Sorge. Frauen, Wirtschaft und Menschenhandel".

Quelle:
KNA , VN