Die Regierung des ostafrikanischen Landes verspricht sich durch das größte Wasserkraftwerk des Kontinents am Nil, Entwicklung und Armutsbekämpfung anzukurbeln. Die Nachbarländer Ägypten und Sudan fürchten jedoch Wasserknappheit - und drohten mit Vergeltungsschlägen.
Ausweg aus der Armut?
"Das ist eine wunderbare Entwicklung für unseren Kontinent und die stromabwärts gelegenen Länder, mit denen wir eine Zusammenarbeit anstreben", sagte Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed. Dem staatlichen Medienunternehmen Fana BC zufolge nahm der Regierungschef am Sonntag die erste Turbine des Staudamms in Betrieb. Dabei habe er andere Machthaber Afrikas aufgerufen, Äthiopiens Beispiel zu folgen, aktiv gegen Armut vorzugehen.
Äthiopien ist der zweitbevölkerungsreichste Staat Afrikas. Doch mehr als 60 Prozent der Einwohner haben keinen Zugang zu Strom. Neben den Behörden betonte in der Vergangenheit auch der äthiopische Kardinal Berhaneyesus Souraphiel die positive Rolle der "Grand Ethiopian Renaissance"-Talsperre (GERD) für die Entwicklung des Landes: "Der Staudamm wäre das Werkzeug, mit dem wir der Armut entfliehen könnten." Ihm zufolge sei man auf das Projekt "angewiesen", so der Erzbischof der Äthiopisch-katholischen Kirche in Addis Abeba.
Aufregung um den Nil - Papst mahnt zum Dialog
Flussabwärts sorgt das Jahrhundertprojekt aber für Aufregung: Äthiopien und der Sudan fürchten, der Nil könnte dadurch versiegen. Berichten zufolge drohte Ägypten sogar mit der Bombardierung des Damms. UNO und EU sehen durch das Mammutprojekt den Frieden in Nordostafrika gefährdet. Neben ihnen mahnte 2020 auch Papst Franziskus einen Dialog zwischen den Anrainerstaaten an, damit der Nil eine "Lebensader" bleibe, die "vereint und nicht trennt".