Papst-Appell für Dialog und Frieden in Äthiopien

Kirchenoberhaupt äußert sich besorgt

Papst Franziskus hat sich besorgt über den eskalierenden Konflikt in Äthiopien geäußert. Zudem warnte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz vor "Glauben mit Doppelzüngigkeit" und erinnerte an spanische Märtyrer.

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz forderte er alle Beteiligten zu Dialog und Frieden auf. Die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Rebellen hätten in Äthiopien zu einer "schweren humanitären Krise" mit vielen Opfern geführt, so das Kirchenoberhaupt.

Zuvor hatte am Wochenende bereits der UN-Sicherheitsrat ein Ende der Gewalt in dem ostafrikanischen Land gefordert. Das Gremium rief die Konfliktparteien dazu auf, "einen dauerhaften Waffenstillstand auszuhandeln sowie die Voraussetzungen für die Aufnahme eines alle Seiten einbeziehenden nationalen Dialogs" zu schaffen.

Notsituation in Äthiopien

Nach einjährigen Kämpfen in der abtrünnigen nordäthiopischen Region Tigray drohen die Rebellen der Volksbefreiungsfront TPLF und verbündete Milizen nach Medienberichten mit einem Vormarsch auf die Hauptstadt Addis Abeba. Ministerpräsident Abiy Ahmed erklärte vergangenen Dienstag einen sechsmonatigen Notstand und rief die Bevölkerung zu den Waffen. Am Sonntag protestierten landesweit Hunderttausende Regierungsanhänger gegen die verfeindeten Rebellengruppen.

Franziskus warnt vor "Glauben mit Doppelzüngigkeit"

Papst Franziskus hat vor "Scheinheiligkeit" und einem Missbrauch des Glaubens für eigene Interessen gewarnt. Vor denen, die den Glauben "mit Doppelzüngigkeit" lebten, müsse man sich in Acht nehmen, sagte er beim Mittagsgebet. Das Kirchenoberhaupt kritisierte eine "Kultur des Scheins", die nur der Prahlerei diene. Das sei ein "hässliches Verhalten".

Erneut sprach Franziskus das "Übel des Klerikalismus" an. Auch heute noch werde die Religion benutzt, um sich über andere zu erheben. Es sei eine Warnung für alle Zeiten und für jeden, für die Kirche und für die Gesellschaft: "Nutze niemals deine Stellung aus, um andere zu erniedrigen!"

In diesem Zusammenhang lud der Papst zu einer Gewissensprüfung ein. Man solle sich fragen, ob es beim eigenen Handeln in erster Linie um Anerkennung gehe - oder ob es darauf abziele, "Gott und den Nächsten" einen Dienst zu erweisen.

Papst würdigt erneut spanische Märtyrer als Glaubensvorbild

Papst Franziskus hat drei spanische Märtyrer als Glaubensvorbilder gewürdigt. Sie seien "gutherzige und mutige Zeugen Christi" gewesen, sagte er beim Mittagsgebet. "Möge ihr Beispiel den heutigen Christen helfen, ihrer Berufung treu zu bleiben - auch in Zeiten der Prüfung."

Der Kapuzinerpater Benedikt von Santa Coloma de Gramenet und zwei seiner Ordensgefährten waren 1936 während des Spanischen Bürgerkriegs von kirchenfeindlichen Kräften aus Hass auf den Glauben getötet worden. Am Wochenende wurden sie im katalanischen Manresa seliggesprochen.

Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, leitetet die feierliche Zeremonie. Er erinnerte daran, dass die drei Ordensmänner "ohne Gerichtsverfahren hingerichtet wurden - nur weil sie Christen waren". Zuvor habe man sie gefoltert und aufgefordert, ihren Glauben an Christus zu verleugnen.

Erst vor einigen Wochen hatte der Papst 127 andere spanische Märtyrer als vorbildhaft im Glauben gewürdigt. Es handelte sich um den Priester Juan Elias Medina und weitere katholische Geistliche, Ordensfrauen, Seminaristen und Laien aus dem Bistum Cordoba. Sie wurden ebenfalls während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) getötet. Die gemeinsame Seligsprechung fand Mitte Oktober in der Kathedrale von Cordoba statt.

Während sich die Gewaltexzesse der Falange-Truppen unter dem späteren Diktator Fancisco Franco vor allem gegen republikanische Soldaten, Gewerkschafter und linksgerichtete Politiker richteten, fielen der republikanischen Repression in den 30er-Jahren nicht zuletzt viele katholische Geistliche zum Opfer.

 

Papst Franziskus beim Mittagsgebet am Fenster des Apostolischen Palasts / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus beim Mittagsgebet am Fenster des Apostolischen Palasts / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA