Seit acht Jahren werde versucht, "das Bestehende im Donbass zu zerstören", sagte er in seiner Sonntagspredigt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. In der südostukrainischen Region, die seit 2014 von russischen Separatisten kontrolliert wird, gebe es "eine grundsätzliche Ablehnung der so genannten Werte, die heute von denen angeboten werden, die die Weltmacht beanspruchen".
Gegenüber dieser Macht gebe es einen "Test der Loyalität", bei dem es sich nach Ansicht des russisch-orthodoxen Patriarchen um "Gay-Pride-Paraden" handelt.
Der Begriff "Gay-Pride" stammt aus der Lesben- und Schwulenbewegung und steht für einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen sexuellen Identität.
"Verstoß gegen die Gesetze Gottes"
Menschen und Länder, die diesen Test ablehnten, würden von den Mächten verstoßen und "zu Fremden in dieser Welt", so Kyrill weiter. Die "Gay-Pride-Paraden" würden deshalb nicht veranstaltet, um ein echtes Statement abzugeben, sondern lediglich auf Druck, "um in den Club dieser Länder aufgenommen zu werden".
Doch handle es sich um schwere Sünde und einen "Verstoß gegen die Gesetze Gottes".
Kampf mit "metaphysischer Bedeutung"
Die Gläubigen im Donbass litten darunter aus Treue zur Kirche, ergänzte der Patriarch: "Wer greift die Ukraine heute an? Acht Jahre Unterdrückung und Vernichtung von Menschen im Donbass, acht Jahre Leiden, und die ganze Welt schweigt - was bedeutet das?" Man befinde sich in einem Kampf, der "keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung hat".
Weiter predigte Kyrill, man werde Gottes Wort und Gesetz treu sein, "und wenn wir Verstöße gegen dieses Gesetz sehen, werden wir niemals diejenigen dulden, die dieses Gesetz zerstören".
Hoffnung auf Frieden?
Gleichzeitig betonte das Kirchenoberhaupt seine Hoffnung auf einen baldigen Frieden, "dass das Blut unserer Brüder und Schwestern aufhört zu fließen, dass der Herr dem leidgeprüften Land Donbass, das seit acht Jahren den traurigen Stempel der menschlichen Sünde und des Hasses trägt, seine Gnade schenkt".
In der letzten Woche hatte Kyrill I. die Gegner Russlands als "Kräfte des Bösen" bezeichnet. Die deutschen Bischöfe und andere Akteure aus Kirche, Politik und Gesellschaft hatten ihn daraufhin aufgefordert, sich deutlich gegen die militärische Aggression Russlands in der Ukraine zu wenden. Zudem kritisierten sie alle Versuche einer religiösen Rechtfertigung des Krieges.