DOMRADIO.DE: Die Bischöfe haben viele schwere Themen im Gepäck, oder?
Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur DOMRADIO.DE): Das kann man wohl sagen. Insofern trifft es sich gut, dass die Bischöfe hier an der Wallfahrtskirche, die Balthasar Neumann so wunderbar gebaut hat, zusammengekommen sind. Denn hier werden die 14 Nothelfer verehrt, und die können die Bischöfe wahrlich gut gebrauchen in diesen schweren Tagen. Sie haben schwere Last im Gepäck, schwierige Zeiten, Krieg, Flüchtlinge, aber auch die innerkirchlichen Sorgen, die Kirchenkrise, die eklatante Vertrauenskrise. So hat das Bischof Bätzing eben genannt. Da versuchen die Bischöfe hier im tiefen Frankenland wieder ein wenig Sonne zu tanken und Zuversicht auszustrahlen.
DOMRADIO.DE: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, ist bereits vor die Presse getreten. Seine ersten Worte galten dem Krieg in der Ukraine.
Brüggenjürgen: Ja, daran kommt im Moment niemand vorbei. Natürlich auch nicht der Vorsitzende der Bischofskonferenz und die anderen Bischöfe. Bischof Bätzing hat sehr deutlich gemacht, dass man sich hier solidarisch zeigen will mit dem Land, das angegriffen worden ist. Und man möchte, sofern das möglich ist, Hilfe leisten. Kirchliche Gruppierungen und Einrichtungen sind natürlich im Moment schon schwerpunktmäßig außerhalb des Landes bei der Flüchtlingshilfe aktiv. Man wird hier auch mit Experten, mit Friedensexperten sprechen. Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe ist angekündigt und auch der ehemalige Chef der Caritas in der Ukraine, Andreij Waskowicz, wird anwesend sein. Und nicht zuletzt, so hat Bischof Bätzing das ausgedrückt, werden wir natürlich um Frieden beten. Das wird heute Abend im Eröffnungsgottesdienst der Fall sein. An dem Gottesdienst nimmt der Exarch Dr. Bohdan Dzyrak teil. Das ist der Vertreter der ukrainischen Christen hier. Und gemeinsam mit ihm spricht man am Gnadenaltar von Vierzehnheiligen ein Gebet.
DOMRADIO.DE: Kommen wir zu den innerkirchlichen Themen, Stichwort Synodaler Weg, der Reformprozess der Katholischen Kirche liegt Bischof Bätzing auch sehr am Herzen?
Brüggenjürgen: Auf jeden Fall, nicht nur dem Vorsitzenden. Alle Bischöfe haben ja in der letzten Synodalversammlung in Frankfurt deutlich gemacht, dass Veränderungen dringend notwendig sind, sich mit großer Mehrheit für diese entsprechenden Reformschritte ausgesprochen. Aber diese Beschlüsse müssen natürlich jetzt auch demnächst irgendwann mal inhaltlich umgesetzt werden.
Man kann das ja nicht nur beschließen, sondern es muss dann auch ganz konkret in entsprechende Verordnung, jedenfalls sofern man das hier in Deutschland kann, gegossen werden. Und da wollen die Bischöfe schon ein bisschen den Blick über Frankfurt hinaus nach vorne richten und man wird das gemeinsam machen. Gruppenarbeit bei Bischöfen ja, aber auch gemeinsam mit Gästen, die man eingeladen hat, mit den Co-Vorsitzenden der Synodalforen und unter anderem auch mit dem ZdK-Vizepräsidenten Prof. Dr. Thomas Söding. Alle sind hier involviert, um wirklich sich darum zu bemühen, dass es ein guter Austausch wird und dass man bei den Punkten des Eingemachten des Glaubens sich ein bisschen besser verständigt und weiter vorankommt.
DOMRADIO.DE: Ein Punkt in diesem Zusammenhang ist ja auch immer wieder die katholische Grundordnung und das kirchliche Arbeitsrecht. Wie geht die katholische Kirche zum Beispiel den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um, wenn diese zum Beispiel Homosexuelle oder Wiederverheiratete sind?
Brüggenjürgen: Da genau liegt das Problem. In den vergangenen Jahren ist das immer deutlicher geworden. 2015 sagte die alte Grundordnung noch: Das geht eigentlich nicht, weil es natürlich eine Lehrmeinung gibt. Und dann muss man gucken, wie man das zusammen kriegt. Mittlerweile gibt es überall in der Diözese die Praxis. Es hat auch die Initiative #OutInChurch gegeben, die auch hier am Donnerstag Bischof Bätzing noch einmal ihre Petition vorlegen will. Und hier ist jetzt schon im Vorfeld deutlich geworden, dass die Bischöfe da voran kommen wollen. Sie wollen einfach nicht hinter die Beschlüsse von Frankfurt zurück und sie wollen möglichst schnell agieren. Bischof Bätzing hat deutlich gemacht, dass er sich wünscht, dass hier beraten wird und dass man aber ganz schnell, sofern das in solchen schwierigen Prozessen geht, auch zu Lösungen kommt. Und spätestens im Juni, bei der nächsten Sitzung des Ständigen Rates der Bischöfe, soll dann in erster Lesung die neue Grundordnung verabschiedet werden.
DOMRADIO.DE: Auch zum Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz geäußert. Was ist da seine Intention?
Brüggenjürgen: Ja, die Situation im Erzbistum Köln ist natürlich in den vergangenen Monaten überall Gesprächsthema gewesen. Wo ich hinkomme, wird man darauf angesprochen. Die Bischöfe werden darauf angesprochen. Und Bischof Georg Bätzing hat von sich aus das Thema einfach aufgegriffen, bevor er mit Fragen gelöchert wurde und hat gesagt, dass die Situation im Erzbistum Köln zu dieser schweren Situation, in der wir uns befinden, noch hinzu kommt. Und er hat gesagt: Die Verantwortung tragen in dieser Sache jetzt Papst Franziskus und Kardinal Marc Ouellet. Das ist der Vorsitzende der Bischofskongregation. Und Bischof Bätzing hat, und das fand ich schon sehr erstaunlich, deutlich gemacht, dass man nicht mehr lange zusehen könne. Er hofft nun, dass es einen Neuanfang gibt. Aber er wünscht dann auch, dass gehandelt wird.
Das Interview führte Oliver Kelch.