Wischmeyer schreibt in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Montag: "Die Kirche kann es sich gefallen lassen, dass ihre friedensethischen Positionen naiv genannt werden." Sie könne es sich jedoch nicht leisten, "dass ihr Beitrag irrelevant bleibt".
Orientierung und klare Sprache
In der Vergangenheit habe sich die Kirche stets für den Frieden engagiert und auf kollektive Sorgen hilfreich reagiert, so Wischmeyer. Ihr Anspruch müsse es nun sein, "im Sinn christlicher Hoffnung all jenen Orientierung zu bieten, die sich um die Erhaltung des Friedens sorgen und deren Leben von der Realität des Krieges bedroht wird".
Dafür brauche es eine angemessene Sprache; der militärische Aggressor müsse klar benannt werden.
"Dabei ist nüchtern damit zu rechnen, dass die gesellschaftliche Nachfrage nach einer Orientierungsleistung der Kirchen sinkt", schreibt der Experte. Aber unter diesen Umstände müssten kirchliche Äußerungen auch "keine falschen Rücksichten im Sinne tagespolitischer Zwecksetzungen" nehmen. Darin liege eine Chance.
Sorgen auffangen
Der Kirche müsse es darum gehen, "Glaubenden und Zweifelnden dabei zu helfen, ihre Hoffnungen und Sorgen im Medium der Religion zu artikulieren". Viele, auch junge Menschen lebten hierzulande mit traumatisierenden Kriegserfahrungen oder in Sorge um Angehörige. Sich ihnen zu widmen, werde für die Kirche "ein Lernprozess von der Basis her" sein, betont Wischmeyer.
Darüber hinaus blieben globale Entwicklungshilfe und Friedensdienste "unersetzlich". Diese weltweite Perspektive dürfe nicht aus dem Blick geraten, ebenso wenig die praktische Friedensarbeit vor Ort.