Bibeltheologe sieht Kirche weit hinter ihren Möglichkeiten

"Wir brauchen Reformen - jetzt"

Der Theologe und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Söding, pocht auf schnelle Veränderungen in der Kirche. Mut zu Neuem sei Kennzeichen der Kirche seit ihren Anfängen gewesen, sagte Söding im Dom zu Münster.

Thomas Söding / © Andreas Oertzen (KNA)
Thomas Söding / © Andreas Oertzen ( KNA )

"Wir brauchen Reformen - jetzt", sagte Thomas Söding am Mittwochabend bei einer Veranstaltung im Dom. "Es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft gleichberechtigt sind, aber in der Kirche nicht." Auch die Art, wie die Kirche über Sexualmoral spreche, sei nicht überzeugend. Die Kirche bleibe zudem weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, wenn sie keine neuen Formen der Teilhabe an Entscheidungen schaffe.

Neues ZdK Präsidium v.l.n.r. Birgit Mock, Prof. Dr. Thomas Söding, Dr. Irme Stetter-Karp, Prof. Dr. Claudia Nothelle, Wolfgang Klose (ZdK)
Neues ZdK Präsidium v.l.n.r. Birgit Mock, Prof. Dr. Thomas Söding, Dr. Irme Stetter-Karp, Prof. Dr. Claudia Nothelle, Wolfgang Klose / ( ZdK )

Söding, der Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum ist und dem Präsidium des Reformprojekts Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland angehört, sprach bei einem geistlichen Themenabend zur Fastenzeit. Er verwies darauf, dass Mut zu Neuem Kennzeichen der Kirche seit ihren Anfängen gewesen sei.

Weiteren Horizont gefordert

Viele Kritiker des Synodalen Wegs betrachteten es aber als normativ, "was in der letzten oder vorletzten Generation die Kirche geprägt hat", führte der ZdK-Vizepräsident aus. "Es kommt aber darauf an, einen längeren Atem und einen weiteren Horizont zu haben."

Die Aufgabe besteht nach den Worten des Theologen darin, die katholische Kirche in der Gegenwart neu zu buchstabieren. Bisher gebe es zu wenige Orte, Formate und Prozesse, strittige Fragen zu diskutieren. Es sei zwar wichtig, sich an Bibel und Tradition zu orientieren, darüber hinaus aber auch die Gläubigen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Neue Formenn fürs Gespräch

"Die große Zukunftsaufgabe für die Kirche in Deutschland besteht darin, Formen zu schaffen, in denen Menschen über Gott und die Welt, Kirche und Ökumene ins Gespräch kommen", mahnte der ZdK-Vizepräsident. "Daran wird der Synodale Weg scheitern oder gelingen, dass wir in neue Formen der Glaubenskommunikation und zu einer Kirche des Dienstes, des Glaubens und der Freiheit kommen."

Beim Synodalen Weg beraten die deutschen katholischen Bischöfe und das ZdK über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

 St.-Paulus-Dom in Münster / ©  Friso Gentsch (dpa)
St.-Paulus-Dom in Münster / © Friso Gentsch ( dpa )

Die geistlichen Themenabende zur Fastenzeit im Dom von Münster stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Mutig sein und Neues wagen - Aufbrüche in der katholischen Kirche". Kommende Woche spricht der Münsteraner Bischof Felix Genn.

Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick

Bei der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt haben die Teilnehmenden erstmals konkrete Beschlüsse zu Reformen in der Kirche gefasst. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst nachfolgend wesentliche Inhalte und Abstimmungsergebnisse zusammen:

Eine Hand hält ein Gerät für die digitale Abstimmung am 5. Februar 2022 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Hand hält ein Gerät für die digitale Abstimmung am 5. Februar 2022 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA