DOMRADIO.DE: Auf dem Portal www.weltsynode.koeln kann jeder und jede Interessierte bis Freitag teilnehmen. Wie viele Beiträge sind bislang zusammengekommen?
Frank Reintgen (Referent bei der Diözesanstelle pastoraler Zukunftsweg und verantwortlich für den Prozess der Weltsynode im Erzbistum Köln): Wir haben auf der Plattform - stand jetzt - rund 3.700 Beiträge und wir sind zuversichtlich, dass wir die 4.000 Marke noch knacken. Die Anzahl der Beiträge entspricht nicht der Teilnehmerzahl. Manche Teilnehmer schreiben mehrere Beiträge, andere für eine ganze Gruppe von Menschen.
Das sind inzwischen ziemlich viele. Über 70 Gruppen sind es und dabei sind dann Pfarrgemeinderäte, Schulgruppen, Gruppen in Altenheimen, Gruppen aus den Verbänden. Gestern hatte ich noch Kontakt mit einer Kolpingjamilie, die auf der Diözesanebene eine Veranstaltung geplant haben, um sich an der Weltsynode und der weltweiten Rückmeldung an den Papst einzubringen.
DOMRADIO.DE: Kann man erkennen, was für Menschen sich beteiligen? Eher Kirchennahe oder -ferne?
Reintgen: Also Kirchenferne sind nicht dabei. Warum sollten diese Menschen sich beteiligen? Aber trotzdem merkt man an einigen Beiträgen, dass die Menschen, die sich beteiligen, nicht jeden Sonntag in der Kirche zu finden sind und auch eine gewisse Distanz zur Kirche haben.
Als Beispiel: Einträge von Schülern. Die wurden von ihren Religionslehrern oder -lehrerinnen eingeladen, sich zu beteiligen. Man merkt den Beiträgen über Fragen und Wünsche an, dass sie im Moment wenig Kontakt zur Kirche oder zu gemeindlichen Angeboten haben, und dass Kirche ihnen teilweise fremd ist. Trotzdem sind das oft sehr wertvolle Beiträge, die Themen benennen.
DOMRADIO.DE: Wenn man mal querliest, fallen nicht nur Reformvorschläge auf. "Nicht die Kirche muss sich anpassen, sondern der Mensch", schreibt ein User. Können Sie abschätzen, wie da das Verhältnis von Progressiven und Traditionellen ist?
Reintgen: Ich glaube, Konsens ist bei allen Beiträgen, dass sie eine Sehnsucht nach Veränderung in der Kirche haben und sagen: So wie die Kirche im Moment ist, kann sie nicht bleiben. Das gilt sowohl für die Traditionellen als auch für die Progressiven, die strukturelle Veränderungen anmahnen oder Themen wie Zölibat und Priestertum der Frau ansprechen.
Mein Eindruck ist, dass sich inzwischen mehr und mehr abbildet, was ich auch im gemeindlich kirchlichen Kontext erlebe. Es gibt Menschen, die sehr traditionsverbunden sind. Aber es gibt auch eine große Gruppe, die eine hohe Sehnsucht nach Veränderung in der Kirche haben. Veränderung im Hinblick auf Reformen. Oft genannt werden die Themen des Synodalen Weges.
Aber Quantifizieren kann ich das nicht. Das ist angesichts der Anzahl der Beiträge sehr schwierig. Die erste Auswertung der Beiträge macht für uns eine Agentur.
DOMRADIO.DE: Die Agentur verdichtet den Inhalt der Beiträge mithilfe einer Software. Aber es gab auch so genannte plattformbegleitende Synodenveranstaltungen, Diskussionsrunden. Wie kommt am Ende die Quintessenz für den Papst zustande?
Reintgen: Das erfolgt in mehreren Schritten. Die ganze Plattform haben wir mit der Agentur organisiert. Die haben schon öfters solche Beteiligungsformate veranstaltet. Zur Auswertung nutzt die Agentur eine Methodik aus der Sozialwissenschaft, die solche Textmenge qualitativ, also inhaltlich verarbeiten kann. Die Auswertung wird uns dann zur Verfügung gestellt und wird zur Grundlage für eine synodale Versammlung.
Die Menschen, die an der Synodenversammlung teilnehmen, haben dann die Aufgabe zu kontrollieren, dass bei der Auswertung nicht gemauschelt wurde oder Dinge verschoben worden sind. Dafür bleibt die Plattform auch über den 18. März hinaus öffentlich. Also jeder kann weiterhin lesen, was da geschrieben worden ist. Das gibt eine sehr hohe Transparenz.
Es wird also nicht jeder Beitrag wortwörtlich an den Papst gesendet, aber die Anliegen, die sich auf der Plattform finden, kommen zum Papst nach Rom.
Das Interview führte Michelle Ollion.