Papst warnt vor "Vergiftung der Demokratie"

"Durst nach Demokratie" stärken

Vor einer zunehmenden "Vergiftung der Demokratie" hat Papst Franziskus gewarnt. Das geschehe, "wenn egoistische Besessenheit die Herzen, die Beziehungen und die politischen und sozialen Strukturen erfüllt", so das Kirchenoberhaupt.

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Denn dann würde die Gier nach Besitz gewalttätig werden, sagte der Papst am Freitag zu Teilnehmern einer Konferenz über Erziehung in der Demokratie.

Am stärksten werde Demokratie durch Totalitarismus und Säkularismus bedroht. Totalitär werde ein Staat, wenn er "dazu neigt, Nation, Gesellschaft, Familie, Religionsgemeinschaften und das Volk zu absorbieren", so Franziskus mit einem Zitat seines Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005).

Durch ideologische Übermacht entwerte der totalitäre Staat die Grundrechte des Einzelnen und der Gesellschaft bis hin zur Unterdrückung der Freiheit.

Papst Franziskus

"Wenn es keine letzte Wahrheit gibt, können menschliche Ideen und Überzeugungen leicht für Machtzwecke ausgenutzt werden"

Ein radikaler, seinerseits ideologischer Säkularismus, so der Papst weiter, "deformiert den demokratischen Geist auf eine subtilere und heimtückischere Weise". Indem er die transzendente Dimension ausschalte, schwäche er jede Offenheit für den Dialog und mache sie allmählich zunichte.

"Wenn es keine letzte Wahrheit gibt, können menschliche Ideen und Überzeugungen leicht für Machtzwecke ausgenutzt werden." Humanismus, der Gott ausschließe, sei "ein unmenschlicher Humanismus", so Franziskus mit Bezug auf Benedikt XVI. (2005-2013).

Gegen diese Gefahren müsse eine Erziehung zu Demokratie wappnen, fordert Franziskus. Dazu gehöre unter anderem, Wertschätzung und "Durst nach Demokratie" zu stärken. "Bringen Sie jungen Menschen bei, dass Gemeinwohl mit Liebe zubereitet wird", forderte der Papst die Konferenzteilnehmer auf. Demokratie könne "nicht verteidigt werden durch militärische Gewalt".

Internationaler Kongress im Vatikan

Noch bis Samstag findet im Vatikan ein dreitägiger internationaler Kongress über "Erziehung zur Demokratie in einer zerbrochenen Welt" statt. Organisiert wird er von der vatikanischen Bildungskongregation und der römischen Universität LUMSA.

Zu Beginn seiner Ansprache hatte Franziskus mit harten Worten noch einmal die Gewalt des Krieges in der Ukraine beklagt. Er erinnerte die Menschen außerhalb des Kriegsgeschehens an ihre Verantwortung:

"Ein Krieg ist immer - immer! - eine Niederlage der Menschheit", so das Kirchenoberhaupt. "Wir, die Gebildeten, die in der Bildung arbeiten, sind diesem Krieg unterlegen, denn in gewisser Weise sind wir mitverantwortlich." 

Papst Franziskus

Jorge Mario Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. Von 1950 bis 1954 machte er eine Ausbildung als Chemietechniker. In den Jesuitenorden trat er 1958 ein. Danach vervollständigte er seine humanistischen Studien in Chile.

Er kehrte 1963 nach Argentinien zurück und schloss sein Philosophiestudium ab. Im kommenden Jahr wurde er zum Professor für Literatur und Psychologie, erst in Santa Fe, dann in Buenos Aires. Ab 1967 studierte er Theologie, in der Zeit erhielt er auch seine Priesterweihe (1969).

Nachdenklich: Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Nachdenklich: Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA