Münchner Betroffenenbeirat will Entscheidung zu Prälat Wolf

Unsäglicher Urlaubsstatus?

Missbrauchsbetroffene fordern vom Münchner Kardinal Reinhard Marx ein energischeres Vorgehen gegen den in die Kritik geratenen Prälaten Lorenz Wolf. Marx steht laut Kirchenrecht über Wolf und könnte diesen entlassen.

Liebfrauendom in München / © ColorMaker (shutterstock)
Liebfrauendom in München / © ColorMaker ( shutterstock )

Seit der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens im Januar sei klar, welche Verfehlungen der 66-Jährige begangen habe, sagte Richard Kick vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising dem Evangelischen Pressedienst. Er habe das Leid von Betroffenen verstärkt, weil er sie zum Teil diskreditiert habe, betonte Kick.

Vorgang befindet sich laut Erzbistum "in Klärung"

Das sei die Forderung der Betroffenen, erläuterte Kick. Wolf lasse zwar auf eigenen Wunsch hin alle seine Ämter ruhen. Aber es sei unsäglich, dass er sich damit quasi nur im "Urlaubsstatus" befinde und offiziell immer noch Ämter bekleide. Das Erzbistum wollte sich auf epd-Anfrage nicht näher äußern, der Vorgang befinde sich "in Klärung", sagte ein Sprecher.

Lorenz Wolf / © Robert Kiderle (KNA)
Lorenz Wolf / © Robert Kiderle ( KNA )

Lorenz Wolf gilt als einer der mächtigsten katholischen Kirchenvertreter in Bayern. Neben seinen zahlreichen außerkirchlichen Funktionen ist er Offizial im Erzbistum München, also oberster Kirchenrichter, Münchner Domdekan sowie Leiter des Katholischen Büros Bayern.

Forderungen nach Rücktritt werden laut

Dem am 20. Januar veröffentlichen unabhängigen Gutachten der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl zufolge soll Wolf in seinen Ämtern und Funktionen in mehreren Fällen wesentlich dazu beigetragen haben, Missbrauchsdelikte im Erzbistum München und Freising zu vertuschen und zu verharmlosen.

Ende Januar wurde bekannt, dass Wolf alle seine Ämter und Aufgaben ruhen lässt, einen Rücktritt hat er bislang nicht eingereicht oder angeboten. Marx forderte Wolf mehrfach öffentlich auf, zu den Vorwürfen gegenüber dem Erzbistum Stellung zu nehmen.

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising ist mit rund 1,45 Millionen Katholiken (Stand: Juni 2024) das größte unter den sieben bayerischen Bistümern und eine der bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern vorwiegend auf Oberbayern und ging hervor aus dem Hochstift Freising, das der heilige Bonifatius 739 errichtete. Nach der Säkularisation 1821 wurde der Bischofssitz nach München verlegt und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.

Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo (shutterstock)
Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo ( shutterstock )

Anfang Februar bat Wolf dann im BR-Rundfunkrat, dessen Vorsitzender er ist, "aus tiefstem Herzen" um Verzeihung. Er schäme sich dafür, Schuld auf sich geladen zu haben. Zugleich verteidigte er sich gegen die im Gutachten erhobenen Vorwürfe. Er habe sehr wohl an der Erstellung des Gutachtens mitgewirkt und Fragen zu 20 Fällen auf rund 140 Seiten beantwortet. Wolf stellte aber auch klar, dass er sich von den Gutachtern in dieser Form zu Unrecht kritisiert fühlt.

Von mehreren Seiten wurde Wolf zum Rücktritt von all seinen Ämtern aufgerufen, unter anderem von der Grünen-Landtagsfraktion sowie dem Medienunternehmer und FDP-Landtagsabgeordneten Helmut Markwort.

Quelle:
epd