Die Katholiken in Deutschland gingen den durch den Missbrauchsskandal ausgelösten "Weg der Umkehr und der Erneuerung nicht leichtfertig und schon gar nicht außerhalb der Weltkirche", schreibt der Limburger Bischof in einem Brief an den Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki.
Bätzing weist darin auch den Vorwurf der polnischen Bischöfe in dem Brief vom 22. Februar zurück, der Reformprozess bedeute eine Verwässerung der kirchlichen Lehre und eine Anpassung an den Zeitgeist. Es gehe der Kirche in Deutschland ausdrücklich auch um einen "geistlichen Weg".
Heilige Schrift als höchste Richtschnur
Der Synodale Weg mache sich "mitnichten einfach von aktuellen Entwicklungen in der Psychologie und den Sozialwissenschaften abhängig", sondern habe vielmehr die Heilige Schrift als höchste Richtschnur. Daneben seien aber auch "die lebendige Tradition, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil betonten Zeichen der Zeit, der Glaubenssinn der Gläubigen, das Lehramt und die Theologie" grundlegend.
Der Brief Bätzings, der das Datum des 16. März trägt, liegt nicht im Wortlaut vor. Die Pressestelle der Bischofskonferenz veröffentlichte am Donnerstag eine kurze Information mit Zitaten aus der Antwort des Limburger Bischofs.
Bätzing verteidigt Themen des Synodalen Wegs
Bätzing hatte sich in einer ersten Reaktion irritiert über den Brief der polnischen Amtsbrüder gezeigt - auch über die Form des Offenen Briefs, der zeitgleich von einer deutschen Tageszeitung veröffentlicht worden war. Zugleich hatte der Limburger Bischof Verständnis für "begründete Sorgen" geäußert.
In seiner schriftlichen Antwort verteidigt der Limburger Bischof auch die zentralen Themen des Reformprozesses in Deutschland - die Themen Macht, priesterliche Lebensform, die Rolle der Frau und die Sexualmoral. Der Synodale Weg sei als Konsequenz aus der MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch an Minderjährigen entstanden. Dies werde im Brief der polnischen Bischöfe mit keinem Wort erwähnt.
"Nur wenn wir die systemischen Ursachen für das unsägliche Leid, das durch Vertreter der Kirche, zumeist Priester, über Menschen gebracht wurde, angehen, wird es überhaupt möglich sein, den Raum wieder zu öffnen, in dem eine Verkündigung der Frohen Botschaft auf offene Ohren stößt", schreibt Bätzing. "Nur so werden wir zu neuer Glaubwürdigkeit und neuem Vertrauen in der Öffentlichkeit und bei den Gläubigen kommen, das wir verspielt haben."
Bätzing bietet den polnischen Bischöfen einen Dialog über diesen "Weg der Umkehr und Erneuerung" an. "Gern würde ich von Ihnen lernen, wie Sie den systemischen Ursachen des tausendfachen Missbrauchs begegnen, den wir bei uns in Deutschland, bei Ihnen in Polen, aber auch weltweit wahrnehmen müssen", heißt es. Der Limburger Bischof bittet Gadecki, sich mit der theologischen Argumentation der Texte des Synodalen Wegs auseinanderzusetzen. "Ich wäre an einem echten theologischen Austausch mit Ihnen über die Argumentation dieser Texte interessiert, versuchen sie doch Wege zu ebnen, Evangelisierung möglich zu machen. Das muss unser gemeinsames Anliegen sein."