Papst Franziskus hat erneut zu einem Ende des "grausamen und unsinnigen" Krieges in der Ukraine aufgerufen. "Brüder töten Brüder, Eltern müssen ihre Kinder begraben. Es reicht!", sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz.
"Kriege zerstören nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft einer Gesellschaft", so der Papst wörtlich. "Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen! Stattdessen müssen wir die Empörung von heute in ein Engagement von morgen umwandeln. Denn wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir alle in irgendeiner Weise schuldig werden." Vatican News veröffentlichte den Appell des Papstes im Wortlaut:
"Kriege zerstören Zukunft einer Gesellschaft"
"Liebe Brüder und Schwestern! Mehr als ein Monat ist seit dem Einmarsch in die Ukraine vergangen, seit dem Beginn dieses grausamen und sinnlosen Krieges, der, wie jeder Krieg, eine Niederlage für alle, für uns alle bedeutet. Es ist notwendig, den Krieg abzulehnen, diesen Raum des Todes, in dem Väter und Mütter ihre Kinder begraben, in dem Männer ihre Brüder töten, … in dem die Mächtigen Entscheidungen treffen und die Armen sterben.
Kriege zerstören nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft einer Gesellschaft! Ich habe gelesen, dass seit dem Beginn der Aggression gegen die Ukraine jedes zweite Kind aus dem Land vertrieben wurde. Das bedeutet, die Zukunft zu zerstören und bei den Jüngsten und Unschuldigsten unter uns dramatische Traumata zu verursachen. Das ist die Bestialität des Krieges, ein barbarischer und gotteslästerlicher Akt!
"Genug, hört auf, legt die Waffen nieder"
Der Krieg kann nicht etwas Unvermeidliches sein: Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen! Stattdessen müssen wir die Empörung von heute in ein Engagement von morgen umwandeln. Denn wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir alle in irgendeiner Weise schuldig sein. Angesichts der Gefahr der Selbstzerstörung soll die Menschheit begreifen, dass die Zeit gekommen ist, den Krieg abzuschaffen, ihn aus der Geschichte der Menschheit zu tilgen, bevor er den Menschen aus der Geschichte tilgt.
Ich bete dafür, dass alle führenden Politiker darüber nachdenken und sich dazu verpflichten! Und mit Blick auf die gepeinigte Ukraine zu verstehen, dass jeder Tag des Krieges die Situation für alle verschlimmert. Deshalb erneuere ich meinen Appell: Genug, hört auf, legt die Waffen nieder, lasst uns ernsthaft für den Frieden arbeiten! Beten wir erneut und unermüdlich zur Königin des Friedens, der wir die Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, mit großer und intensiver Beteiligung geweiht haben, wofür ich Ihnen allen danke. Lasst uns gemeinsam beten. Ave Maria...”
Besonderer Jahrestag und Marienweihe
Franziskus ging in seiner Ansprache auch auf einen besonderen Jahrestag ein: "Vor zwei Jahren haben wir hier für ein Ende der Pandemie gebetet, heute beten wir für ein Ende des Krieges." Am 27. März 2020 hatte der Papst in einer historisch beispiellosen Geste die Mächte des Himmels gegen die Pandemie angerufen - in Dunkelheit und bei Regen auf dem nahezu menschenleeren Petersplatz.
Zum Jahrestag veröffentlichte der Vatikan eigens einen Videoclip. Nach dem Mittagsgebet wurden zudem Hefte mit dem Gebet von 2020 sowie dem der päpstlichen Marienweihe vom Freitag verteilt. Letztere war ein ebenfalls besonderer Akt, in dem Franziskus um himmlischen Schutz für die Menschheit bat, insbesondere für die Ukraine und Russland.