Die Delegation bleibt bis Donnerstag und hat mehrere Termine im Vatikan. Geplant war der Termin schon für vergangenen Dezember, wurde aber pandemiebedingt verschoben.
Zur Delegation gehören Vertreter der Assembly of First Nations, der Inuit Tapiriit Kanatami und des Metis National Council. Sie werden von kanadischen Bischöfen begleitet.
Katastrophale Zustände in kirchlichen Einrichtungen
Hintergrund des Besuchs sind in den vergangenen Jahren zutage getretenen Skandale um Misshandlungen, Missbrauch und katastrophale Zustände in früheren kirchlichen Schulen und Erziehungseinrichtungen.
Darunter litten vor allem die Kinder indigener Familien. An den sogenannten Residential Schools sollten indigene Mädchen und Jungen unterrichtet und an die Gesellschaft und Kultur der europäischen Einwanderer angepasst werden. Betreiber der landesweit mehr als 130 Einrichtungen waren meist die Kirchen, das Geld kam vom Staat.
Die Schulen sollten die Kinder im Auftrag des Staates an die "christliche Zivilisation" heranführen. Oft durften die Kinder ihre Muttersprache nicht sprechen. Eine unbekannte Zahl von Kindern und Jugendlichen wurde körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht.
Zudem wurden seit Mai 2021 an ehemaligen Internaten sterbliche Überreste von mehr als 1.000 Kindern entdeckt. Sie belegen die ärmlichen Lebensbedingungen in vielen Heimen. Todesursache waren häufig Krankheiten wie Tuberkulose, Masern und Grippe. Im 19. und 20.
Zwangsweise Unterbringung in Heimen
Jahrhundert waren Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Kinder indigener Mütter - oft zwangsweise - in kanadischen Heimen untergebracht. Seither steht das Thema im Fokus, in Kanada und international. Die katholische Kirche in Kanada bat vergangenen September um Vergebung für das Leid, das durch die Beteiligung der Kirche am früheren Internatssystem verursacht wurde. Nun fordern die Indigenen eine Entschuldigung des Papstes, und zwar auf kanadischem Boden. Im Oktober hatte Franziskus einem Besuch in Kanada zwar zugestimmt, aber noch keinen Termin genannt.