DOMRADIO.DE: Bis vor Kurzem standen vor dem Kölner Dom noch lange Schlangen und Einlasskontrollen. Fallen die jetzt weg?
Msgr. Guido Assmann (Kölner Dompropst): Ja, zum Glück. Wir haben versucht, möglichst viel Normalität zu bieten, soweit das unter Corona-Bedingungen möglich ist. Natürlich wissen wir alle, dass die Pandemie jetzt nicht von einem Tag auf den anderen beendet ist und alle noch vorsichtig sind. Aber schon allein die "Drängelgitter" nicht mehr vor dem Portal zu sehen, sondern ein einladendes, offenes Portal, in das Menschen eingeladen sind und ohne spezielle Kontrollen hinein kommen können – das ist doch schon mal ein wunderbares Zeichen und freut mich ganz besonders.
DOMRADIO.DE: Haben Sie schon Rückmeldungen zu den neuen Regeln am Kölner Dom bekommen? Sind die Menschen eher froh, wieder kommen zu können oder bleibt der Ansturm noch aus?
Assmann: Ich habe den Eindruck, dass die Leute gerne kommen und sich freuen. Schon allein die Touristen, die auf den Dom so zugehen und schauen: Ist der schon offen? Kann man schon rein? Es ist schön, sie einzuladen, diese Hürde zu nehmen, sie willkommen zu heißen. Allein am letzten Sonntag hatte ich schon den Eindruck, dass der Dom beim Kapitelsamt um 10 Uhr voller war als zuvor. Das fand ich sehr erfreulich. Das ist ein gutes Zeichen.
DOMRADIO.DE: Vor Ostern steht noch der Palmsonntag am kommenden Wochenende an. Kardinal Woelki, der Erzbischof von Köln, wird das Pontifikalamt feiern. Müssen die Menschen an ihre Masken denken, wenn sie zu diesem Gottesdienst wollen?
Assmann: Es gibt weder Maskenpflicht noch Abstandspflicht. Wir laden aber herzlich dazu ein, die Masken noch zu tragen und auch zu schauen, dass man nicht ganz eng aneinander rückt. Aber ich habe den Eindruck, die meisten Menschen wollen auch gar nicht ganz so eng zusammenkommen. Es können jedenfalls alle Gläubigen, die den Gottesdienst mit uns feiern möchten, gerne in den Dom kommen – mit oder ohne Maske sind alle ganz herzlich eingeladen.
.DOMRADIO.DE: Am Palmsonntag ist aber nicht nur der Kölner Dom involviert. Da kommt auch noch die Minoritenkirche in Köln ins Spiel. Inwiefern?
Assmann: Ganz genau, das ist sehr schön. Die Liturgie am Palmsonntag sieht vor, dass es – vor einer der wichtigsten Messen an diesem Tag – eine Segnung von Palmzweigen gibt. Bei uns handelt es sich in der Regel um Buchsbaum, der im Moment auch nicht mehr so verbreitet ist. Die grünen Zweige weisen auf das Leben hin.
Da, wo es möglich ist, sollte dieser Teil des Gottesdienstes außerhalb einer Kirche stattfinden. Deshalb machen wir das bei uns in Köln seit vielen Jahren auch draußen – jetzt zwei Jahre nicht mehr. Die Gläubigen sind eingeladen, um 9:40 Uhr zur Minoritenkirche zu kommen, der Grabeskirche des seligen Adolph Kolping, nicht weit vom Kölner Dom. Wir hören das Evangelium, wie Jesus in Jerusalem einzieht und dann werden die grünen Zweige gesegnet. Wenn die Gläubigen selbst grüne Zweige mitbringen können, wäre das sehr gut.
Im Anschluss ziehen wir in der Prozession mit allen Gläubigen, mit den Geistlichen und dem Erzbischof zum Kölner Dom, wo das Pontifikalamt beginnt. Da wird die Passion gelesen, also das freudige "Hosianna", das "Lobe den Herrn", dass er nach Jerusalem einzieht, verbunden in der Liturgie dieses Tages mit der Ankündigung seiner Kreuzigung. Somit steht der Jubel im Vordergrund, aber die Ankündigung dessen, was wir dann in dieser Woche feiern und was Wirklichkeit geworden ist, wird dann auch schon erfahrbar.
DOMRADIO.DE: In der Karwoche und an den Ostertagen gibt es viele liturgische Angebote im Kölner Dom. Welche Regeln gelten da?
Assmann: Es gelten die gleichen Regeln, die wir im Moment bereits haben, also keine Abstandsregeln, keine Maskenpflicht und man muss sich auch nicht anmelden. Man kann kurzentschlossen oder lang geplant kommen. An Karfreitag findet um 15 Uhr die Karfreitagsliturgie statt, um 21.30 Uhr die Osternacht, in der Nacht zu Ostern und an den Ostertagen sind die Gottesdienste zu denselben Uhrzeiten wie sonntags. Da gibt's dann große festliche Gottesdienste. Ich würde mich freuen, wenn viele mit uns feiern und den Weg nicht scheuen, zu uns nach Köln zu kommen.
Damit setzen wir auch ein Zeichen, dass wir all die bedrängenden Dinge nicht im Vordergrund stehen. Wir wollen das keinesfalls verdrängen, aber an erster Stelle sollte doch unser Glaube stehen. Aus diesem Glauben tanken wir Kraft, auch aus der Freude über die Auferstehung. Und aus dieser Hoffnung heraus können wir dann auch die Probleme angehen, die wir nicht kleinreden. Wo sonst sollen wir die Kraft herbekommen, für den Alltag geradezustehen und uns auch einzusetzen, um die frohe Botschaft den Menschen wieder nahezubringen?
Das Interview führte Dagmar Peters.