DOMRADIO.DE: Die erste Woche des Sommersemesters geht langsam zu Ende. Was kriegen Sie bei den Studierenden mit: Wie viel Erleichterung ist da?
Marietta Knechten (Studienbegleiterin für Theologiestudierende an der Universität zu Köln): Wir merken, dass die Studierenden sich freuen, dass sie wieder an die Uni können und zum großen Teil auch zum ersten Mal wieder wirklich studieren – live vor Ort.
DOMRADIO.DE: Gerade für Erstsemester ist das jetzt Grund zur Freude, oder?
Knechten: Ja, und die Fünftsemester sind quasi auch Erstsemester, weil die bis zum fünften Semester auch noch nie an der Uni waren und erstmals richtig loslegen können, nach zwei Jahren Online-Format.
DOMRADIO.DE: Sie begleiten auch angehende Religionslehrerin und -lehrer. Wie wichtig sind für diesen Weg die persönlichen Begegnungen?
Knechten: Ich halte das für sehr wichtig – und das merken wir auch. Wir haben so gut es geht versucht alternative Möglichkeiten zu schaffen, draußen oder mit großem Abstand, damit die Studierenden sich überhaupt begegnen können. Da war die Rückmeldung so, dass sie zum Teil überhaupt gar keine Präsenz-Veranstaltungen haben, niemanden über die Woche sehen, was natürlich vor allem diejenigen betrifft, die hier wohnen. Was fehlt, ist allein der Austausch darüber: Wie viel muss man vor und nachbereiten für eine Vorlesung?
DOMRADIO.DE: Haben Sie da als Studienbegleitern die Sorgen der Studierenden mitbekommen?
Knechten: Ja, wir haben Beratungsgespräche, die wir führen – auch online. Ich war da in ganz viele Kinderzimmer zugeschaltet von Studierenden, die doch noch zu Hause wohnen statt an den Studienort zu ziehen. Viele hatten finanzielle Schwierigkeiten, weil zum Beispiel die Nebenjobs weggefallen sind. Vielfach kam auch die Rückmeldung, dass sie so vor ihrem Rechner sehr vereinsamen.
DOMRADIO.DE: Was geben Sie den Studierenden als Studienbegleiterin dann an die Hand? Was haben Sie versucht dem entgegenzusetzen?
Knechten: Wir haben das ein Stück weit versucht online aufzufangen, haben Gespräche angeboten, auch außerhalb von der festen Gesprächszeiten, Beratungsgespräche gemacht oder auch mal ein Treffen mit der Kaffeetasse für Erstis über Zoom angeboten.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist die Freude über die Präsenz-Lehre groß. An der Uni Köln sitzen Studierende aber weiterhin noch mit Maske in den Seminaren. Bremst das die Freude? Was kriegen Sie da mit?
Knechten: Ich habe den Eindruck, dass die Studierenden einfach froh sind, dass sie überhaupt live vor Ort sein können. Die sind geimpft, geboostert. Alle, die bei uns sind, sind da total verantwortungsbewusst. Und ich glaube, die freuen sich, dass sie einfach vor Ort sein können.
DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns noch kurz auf die Lehrenden gucken. Kriegen Sie da auch etwas mit? Ist das sehr ungewohnt für die wiederzukommen?
Knechten: In jedem Semester gab es diesen Versuch, möglichst viel in Präsenz anzubieten. Und dann kam doch immer wieder der Frust: "Ach, es geht doch nicht." Deshalb ist mein Eindruck, dass auch die sich über den Kontakt zu den Studierenden sowie zu den Kollegen und Kolleginnen extrem freuen.
Das Interview führte Julia Reck.