Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz hat einen Vandalismusakt auf das Josefsgrab in Nablus verurteilt. Es handele sich um einen "schwerwiegenden Vorfall und eine ernsthafte Verletzung der Kultusfreiheit an einem der heiligsten Orte für jeden Juden", sagte er laut einer Mitteilung seines Büros (Sonntag). Der Vandalismus an der heiligen Stätte verletze die Gefühle des gesamten jüdischen Volkes, vor allem wenn er während des islamischen Fastenmonats Ramadan geschehe.
Verantwortung der Palästinensischen Behörden
Gantz kündigte schnelle israelische Maßnahmen zur Wiederherstellung der Stätte sowie zur Verhinderung erneuter Übergriffe an. Gegenüber der Palästinensischen Behörde forderte er eine "sofortige Verstärkung ihrer Beamten vor Ort und ein entschiedenes Vorgehen gegen Randalierer und Terroristen".
Laut israelischen Medienberichten waren in der Nacht zu Sonntag rund 100 palästinensische Randalierer in die Stätte eingedrungen und hatten unter anderem den Grabstein, einen Wassertank sowie einen Stromkasten beschädigt. Demnach handelte es sich um eine Vergeltungstat für nächtliche Verhaftungen durch die israelische Armee in Dschenin und weiteren palästinensischen Orten. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte dem Armeeradio, die Randalierer seien von palästinensischen Sicherheitskräften festgenommen worden.
Angespannte Sicherheitslage
Die Sicherheitslage im Land gilt nach mehreren tödlichen Anschlägen in den vergangenen Wochen als angespannt. Zuletzt waren am Donnerstagabend bei einem Anschlag in Tel Aviv drei Menschen getötet und mehrere weitere verletzt worden. Die israelische Polizei tötete den mutmaßlichen Angreifer, einen Palästinenser aus dem besetzten Westjordanland.
Das Josefsgrab wurde in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel von Attacken. Während der "Tunnelunruhen" 1996 und nach Beginn der zweiten Intifada im Herbst 2000 forderten Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern in unmittelbarer Nähe der Stätte zahlreiche Todesopfer. Nachdem sie zwischenzeitlich geschlossen worden war, steht das Grabmal nun Juden zu bestimmten Zeiten für vorab koordinierte Besuche offen.
Den Osloer Verträgen zufolge sollte das Grab als Enklave im palästinensischen Gebiet unter israelischer Verwaltung bleiben. Nach einem palästinensischen Angriff auf israelische Soldaten am Grab im Herbst 2000 gab die israelische Armee die Stätte jedoch auf. Fromme Juden pilgern weiterhin zum Grab ihres Erzvaters, um dort zu beten.