Warnung vor Kirchenspaltung durch deutschen Reformprozess

Luther 2.0 im Anmarsch?

In einem Offenen Brief hat eine Gruppe konservativer Bischöfe aus aller Welt den Reformprozess "Synodaler Weg" der deutschen Katholiken kritisiert. Sie befürchten eine erneute Kirchenspaltung, ähnlich der Reformation.

Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )

Wie die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ, Dienstag) unter Berufung auf den "brüderlichen Brief" berichtet, äußern die Unterzeichner darin die Sorge, die angestrebten Reformen könnten abermals in der Geschichte eine Kirchenspaltung von deutschem Boden auslösen.

Kardinal Raymond Leo Burke / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Raymond Leo Burke / © Paul Haring ( KNA )

Die Mehrzahl der 74 Unterzeichner stammt aus den USA. Darunter finden sich neben dem Papstkritiker und ehemaligen Chef der Apostolischen Signatur, Kardinal Raymond Burke, die Wortführer der Traditionalisten in der US-Bischofskonferenz, Joseph Nauman (Kansas), Samuel Aquila (Denver), Thomas Paprocki (Illinois), Salvador Cordileone (San Francisco), Charles Chaput (Philadelphia) und Joseph Strickland (Tyler).

Untergrabung der kirchlichen Autorität?

Die sieben Kritikpunkte decken sich in Teilen mit den Vorbehalten der Bischofskonferenzen Polens und Nordeuropas, die schon zuvor den synodalen Prozess kritisiert hatten. Die Unterzeichner werfen der Kirche in Deutschland vor, "soziologische Analysen und zeitgenössische politische Ideologien, einschließlich der Genderideologie", wichtiger zu nehmen als die Bibel. Der Weg der deutschen Katholiken "untergräbt die kirchliche Autorität" und "das Vertrauen in die Heilige Schrift", heißt es. "In Wirklichkeit zeigt der Synodale Weg mehr Unterwerfung und Gehorsam gegenüber der Welt und deren Ideologien als gegenüber Jesus Christus, dem Herrn und Erlöser." Die Reform führe "unweigerlich" zu einem "drohenden Schisma im Leben der Kirche".

Kritik auch aus den USA

Die konservative deutsche Katholiken-Initiative "Neuer Anfang" bezeichnete den Offenen Brief als "Paukenschlag" gegen die Befürworter des Reformprozesses. Die in den USA initiierten Äußerungen seien "keine unerheblichen kollegialen Kritteleien und auch keine unerlaubte Einmischung in innere Angelegenheiten der deutschen Ortskirche". Vielmehr handele es sich "um den rechtmäßigen Einspruch" von Bischöfen "aus universalkirchlicher Verantwortung".

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat.

In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche. Für September ist die vierte Synodalversammlung geplant, die fünfte und letzte für März 2023.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA