DOMRADIO.DE: Was bedeutet das "Neu" bei ihrem Wallfahrtszentrum?
Pastor Stephan Mockenhaupt (Teil des Wallfahrtsteams Werl): Vor den Umbauarbeiten war das ein Franziskanerkloster hier in Werl. 170 Jahre lang waren die Franziskaner hier tätig und haben den Wallfahrtsort betrieben. Im September 2019 haben die Mönche die Wallfahrtsstätte verlassen. Damit ging dieser Marienwallfahrtsort in die Hände des Erzbistums Paderborn über. Es kam dann der Gedanke auf, aus dem ehemaligen Kloster ein Wallfahrtszentrum zu machen.
Das Erzbistum Paderborn hat die Gelegenheit gerne wahrgenommen und in eine Umgestaltung investiert. Das heißt, es wurde entkernt und alles neu gemacht. Aus der ehemaligen Klausur wurden Pilgerzimmer im Herbergsstil mit WC und Dusche auf den Fluren. Es gibt Etagenbetten, wo 54 Personen übernachten können. Auf einer weiteren Etage haben wir noch Apartments und fünf Einzelzimmer für Leute, die etwas länger bleiben möchten. Die drei Apartments verfügen über ein kleines Wohnzimmer, eine kleine Küche sowie eigene Dusche und WC. Außerdem haben wir einen großen, hellen neuen Pilgersaal für 140 Personen und Konferenzräume.
DOMRADIO.DE: Sie haben auch Übernachtungsmöglichkeiten für zwei Obdachlose geschaffen?
Mockenhaupt: Das ist richtig, wir wollten damit den franziskanischen Gedanken weitertragen, den uns die Franziskaner mit geschenkt haben. Wir wollen auch den Menschen eine Unterkunft bieten, die nicht so viel haben oder obdachlos sind. Konkret haben wir am Pilgersaal dafür zwei Gästezimmer für Menschen, die kein Zuhause haben. Grundsätzlich ist das Angebot für Menschen, die dringend eine Übernachtung brauchen. Dafür arbeiten wir mit der örtlichen Caritas und mit der Wallfahrtsstadt Werl zusammen, die uns die Menschen für ein, zwei Tage zu vermitteln.
DOMRADIO.DE: Wie hat der Marienwallfahrtsort Werl denn die vergangenen zwei Jahre der Coronazeit überstanden?
Mockenhaupt: In der Zeit hat sich was verändert. Wir konnten durch Corona nicht die großen Gruppen empfangen, aber wir haben das Beste draus gemacht. Zum Beispiel haben wir die Wallfahrtsgruppen eingeladen, mit Delegationen nach Werl zu kommen. Das war kein Problem, weil wir eine große Basilika haben, wo wir trotz Corona 130 Leute unterbringen konnten. So konnten die Wallfahrtsgruppen mit größerer Stärke feiern.
Viele Pilgernde sind in der Zeit auch über den Jakobsweg gekommen. Nach Werl sind auch viele Touristen gekommen, die sich den Wallfahrtsort angeguckt haben. Aber es sind auch ganz viele Einzelne gekommen, um Trost zu suchen, aufzutanken oder aus anderen persönlichen Gründen.
Der Marienwallfahrtsort ist für viele Menschen ein gutes Ziel, weil wir das Gnadenbild "Trösterin der Betrübten" hier haben. Die Menschen können ihre Sorgen oder was ihnen auf der Seele brennt, dalassen.
DOMRADIO.DE: Auf was für Veranstaltungen freuen Sie sich denn im anstehenden Pilgerjahr?
Mockenhaupt: Auf eine ganze Menge. Wir beginnen am kommenden Wochenende mit einer Fahrradwallfahrt inklusive einer Fahrrädersegnung. Am ersten Mai findet die große Eröffnungswallfahrt mit dem ehemaligen Wallfahrtsleiter Pater Ralf Breker aus Füssen statt. Ein weiteres Highlight wird das Patronatsfest Mariä Heimsuchung am zweiten und dritten Juli mit dem Bischof von Stockholm, Lars Anders Kardinal Arborelius. Aber ich freue mich auch auf die kleineren und größeren Wallfahrten, die bis in den November hinein zu uns kommen werden.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.