Polizei setzt Tränengas auf Jerusalemer Tempelberg ein

Erneute Zusammenstöße

Die israelische Polizei hat bei Zusammenstößen auf dem Jerusalemer Tempelberg am Freitagnachmittag mit einer Drohne Tränengas versprüht. Mehr als 50 Palästinenser sollen verletzt worden sein.

Ein palästinensischer Demonstrant geht während der Zusammenstöße mit der israelischen Polizei auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt hinter einem behelfsmäßigen Schild in Deckung / © Mahmoud Illean/AP (dpa)
Ein palästinensischer Demonstrant geht während der Zusammenstöße mit der israelischen Polizei auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt hinter einem behelfsmäßigen Schild in Deckung / © Mahmoud Illean/AP ( dpa )

25 seien durch Gasinhalationen verletzt worden, meldeten israelische Medien. Wegen der Anzahl von rund 20.000 Personen beim Nachmittagsgebet auf dem Terrain um den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee habe die Polizei nicht mit ihren Beamten eingreifen wollen, begründete ein Sprecher die Maßnahme. Laut der Zeitung "Haaretz" kritisierten auch "Polizeiquellen" den Einsatz von Tränengas in der Nähe einer großen Menschenmenge, darunter Frauen und Kinder.

Lage besonders angespannt

Bereits beim Morgengebet war es am Freitag auf dem Tempelberg zu gewaltsamen Zusammenstößen von Palästinensern und israelischer Polizei gekommen. - Die Lage in Jerusalem ist besonders angespannt, da in diesem Jahr der muslimische Fastenmonat Ramadan, das jüdische Pessachfest und das christliche Ostern zeitlich zusammenfallen.

Seit diesem Freitag bis zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan in zehn Tagen ist das Terrain um den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee für Nicht-Muslime gesperrt. Bereits in den Wochen zuvor war es dort wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen.

Spannungen zuletzt verschärft

Die Spannungen in Jerusalem hatten sich zuletzt verschärft. Im Verlauf der Pessachtage, die am Samstagabend enden, hatten Hunderte Juden versucht, den Tempelberg zu besuchen. Ein für vergangenen Mittwoch von rechten jüdischen Aktivisten geplanter Flaggenmarsch zur Jerusalemer Altstadt war von der israelischen Regierung untersagt worden.

Israels Außenminister Yair Lapid betonte am Donnerstag, sein Land habe nicht die Absicht, den Status quo auf dem Tempelberg zu ändern. Zugleich rief er "alle Führer in der Region auf, verantwortungsbewusst zu handeln, um die angespannte Situation zu beruhigen". Insbesondere appellierte er an moderate Muslime, sich gegen Extremisten von der Hamas zu wehren, die die jüngsten Unruhen auf dem Tempelberg geschürt hätten.

Wichtige Heilige Stätte

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.

Der geltende Status quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch, das öffentliche Gebet ist auf dem Tempelberg jedoch Muslimen vorbehalten. An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. 

Tempelberg

Tempelberg mit Felsendom (Mitte) / © Oded Balilty (dpa)
Tempelberg mit Felsendom (Mitte) / © Oded Balilty ( dpa )

Der Tempelberg, arabisch "Haram al-Scharif" (edles Heiligtum) ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels.

Zahlreiche mythische und biblische Traditionen und Legenden wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks und die Himmelfahrt Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. Die Stätte liegt im Südosten der Jerusalemer Altstadt oberhalb des Kidron-Tals.

Quelle:
KNA