Erneut Ausschreitungen am Tempelberg in Jerusalem

Feuerwerkskörper, Steine und Flaschen

Am Donnerstagmorgen ist es am Tempelberg erneut zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten gekommen. Zuvor hatten hunderte Juden versucht, unter Polizeischutz die heilige Stätte zu besuchen.

Menschenleerer Tempelberg / © Andrea Krogmann (KNA)
Menschenleerer Tempelberg / © Andrea Krogmann ( KNA )

Am Donnerstagmorgen ist es am Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, erneut zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten gekommen. Die Palästinenser schossen Feuerwerkskörper, warfen Steine auf Polizisten und verbarrikadierten sich in der Al-Aksa-Moschee, wie israelische Medien berichteten. Zuvor hatten hunderte Juden versucht, unter Polizeischutz die heilige Stätte zu besuchen.

Israelische Polizisten stehen an einer Sicherheitsschranke außerhalb der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt / © Mahmoud Illean (dpa)
Israelische Polizisten stehen an einer Sicherheitsschranke außerhalb der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt / © Mahmoud Illean ( dpa )

Donnerstag ist der vorerst letzte Tag, an dem jüdische Besucher den Tempelberg betreten dürfen. Ab Freitag bleibt der Haram al-Scharif bis zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan am 2. Mai für nichtmuslimische Besucher geschlossen. Gleichzeitig beschloss Israel zum Abschluss des jüdischen Pessachfests eine Abriegelung der besetzten palästinensischen Gebiete von Donnerstag, 17.00 Uhr, bis Samstagabend. Palästinenser aus dem Westjordanland dürfen weiterhin zu den Freitagsgebeten nach Jerusalem reisen.

Bisherige Ausschreitungen

Am Mittwoch hatte die Polizei laut Berichten sieben palästinensische Einwohner Ost-Jerusalems festgenommen. Sie werden verdächtigt, an diesem Tag Molotowcocktails aus der Moschee auf Polizeibeamte geworfen zu haben. Dabei wurde auch ein Feuer in der Moschee ausgelöst, das jedoch sofort gelöscht werden konnte.

Christen im Heiligen Land

Die Christen sind im Heiligen Land eine kleine Minderheit. Genaue Zahlen sind schwer zu benennen, auch angesichts des Wegzugs vieler Christen in den vergangenen Jahren. In Israel sind es rund zwei Prozent von rund 8,7 Millionen Bürgern; viele von ihnen sind Araber.

Ordensschwestern in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Ordensschwestern in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Ebenfalls am Mittwoch widersetzten sich hunderte rechtsgerichteter jüdischer Aktivisten gegen Anordnungen der Polizei und zogen mit israelischen Fahnen in Richtung des muslimischen Viertels der Altstadt. Die Polizei riegelte das Gebiet um das Damaskustor ab.

Seit Tagen gilt die Lage in Jerusalem und besonders um den Tempelberg als angespannt. Seit Freitag war es wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen, bei denen mindestens 170 Personen verletzt wurden.

Hohe Bedeutung seit altvorderer Zeit

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. Der geltende Status Quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch, das öffentliche Gebet ist auf dem Tempelberg jedoch Muslimen vorbehalten. An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. 

Tempelberg

Tempelberg mit Felsendom (Mitte) / © Oded Balilty (dpa)
Tempelberg mit Felsendom (Mitte) / © Oded Balilty ( dpa )

Der Tempelberg, arabisch "Haram al-Scharif" (edles Heiligtum) ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels.

Zahlreiche mythische und biblische Traditionen und Legenden wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks und die Himmelfahrt Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. Die Stätte liegt im Südosten der Jerusalemer Altstadt oberhalb des Kidron-Tals.

Quelle:
KNA