Papst ruft Christen zu Versöhnung auf

"Berührung mit Leiden unseres Nächsten"

Papst Franziskus hat Christen zu Versöhnung aufgerufen. Die Barmherzigkeit Gottes bringe einen in Krisen und Kämpfen mit den Leiden unseres Nächsten in Berührung. Dann solle man sich Zeit nehmen, zuhören und trösten.

Ein Mädchen bietet Papst Franziskus ein Glas Wasser an / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Ein Mädchen bietet Papst Franziskus ein Glas Wasser an / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat Christen zu Versöhnung aufgerufen. "Wenn wir uns um unsere Nächsten kümmern und barmherzig sind, werden auch wir getröstet", sagte er in der Messe am Sonntag im Petersdom. Anders als angekündigt stand der Papst dem Gottesdienst nicht selbst vor. Erzbischof Rino Fisichella, Leiter des Rates für Neuevangelisierung, übernahm die Feier der Messe. Konzelebrant war der deutsche Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Zuhören, begleiten und trösten

Von einem Stuhl vor dem Altar predigte Papst Franziskus am Sonntag der Barmherzigkeit, der eine Woche nach Ostern begangen wird. "Die Barmherzigkeit Gottes bringt uns in unseren Krisen und Kämpfen mit den Leiden unseres Nächsten in Berührung. Wenn wir denken, dass wir in einer besonders schwierigen Situation sind, entdecken wir, dass andere in aller Stille noch viel schlimmere Zeiten durchmachen", so Franziskus. Dann gelte es, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, zu begleiten und zu trösten.

Macht der Vergebung

Der Papst erinnerte an die Macht von Vergebung. Jeder solle darüber nachdenken, ob er schon Vergebung erfahren habe. Dies sei wichtig, denn es schenke Frieden und Freude. Zudem soll sich jeder fragen, ob er sich selbst bemühe, "Konflikte zu entschärfen, Vergebung zu bringen, wo man hasst, Frieden zu stiften, wo man Groll hegt", forderte Franziskus.

Franziskus fürchtet "perfekte Christen" - Zweifel seien "normal"

Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit / Weißer Sonntag

Papst Johannes Paul II. hat im Jahr 2000 den zweiten Sonntag der Osterzeit zum Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit bestimmt. Er will die Barmherzigkeit Gottes als zentralen Aspekt der göttlichen Liebe zu uns Menschen stärker bewusst machen. Die Nähe zum Osterfest verdeutlicht, dass Gott allen Menschen Anteil geben will an der Erlösung durch Jesus Christus. Wenn Gott nur gerecht wäre, wer könnte dann vor ihm bestehen? Doch Gott, so sagt es die Bibel, ist barmherzig.

Papst Franziskus inzensiert am "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" auf dem Petersplatz eine Darstellung des barmherzigen Jesus / © Paolo Galosi (KNA)
Papst Franziskus inzensiert am "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" auf dem Petersplatz eine Darstellung des barmherzigen Jesus / © Paolo Galosi ( KNA )

Papst Franziskus hat Christen mit Glaubenszweifeln beruhigt. "Das Abenteuer des Glaubens besteht aus Licht und Schatten. Wenn nicht, welche Art von Glaube wäre es?", fragte das Kirchenoberhaupt. Angst hätte er hingegen, wenn er Christen sehe, die glaubten, dass sie perfekt seien, die nie zweifelten; immer ihren perfekten Glauben zur Schau stellten.

Glauben bestehe aber vielmehr "aus Zeiten von Trost, Schwung und Begeisterung, aber auch von Müdigkeit, Verlust, Zweifel und Dunkelheit", so Franziskus weiter. Dafür müsse man sich nicht schämen; "der Herr sucht nicht nach perfekten Christen".

Knieprobleme des Papstes

Rund 40.000 Menschen nahmen an dem Mittagsgebet im Vatikan teil. Zuvor hatte Franziskus im Petersdom die Messe zum Sonntag der Barmherzigkeit gefeiert. Die Feier am Weißen Sonntag ist bereits die zweite wichtige Messe, der Franziskus wegen Knieproblemen nicht selbst vorstehen konnte. In der Osternacht übernahm der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, die Zelebration. Am Freitag hatte Franziskus seine Termine wegen "notwendiger medizinischer Untersuchungen" abgesagt; am Samstag nahm er sein Programm wieder auf.

Quelle:
KNA