Priester und Ordensfrau bei Messerattacke in Nizza verletzt

Motive des Täters noch unklar

Eine Messerattacke in einer Kirche weckt in Nizza böse Erinnerungen. Am Sonntag verletzt ein Verwirrter den Priester und eine Ordensfrau. Der Mann wird überwältigt, aber die Motive seiner Tat liegen noch im Dunkeln.

Forensiker der Polizei treffen vor der Kirche Saint-Pierre d'Arene in Nizza ein, um nach dem Angriff eines Mannes mit einer offensichtlichen bipolaren Störung auf einen Priester Untersuchungen durchzuführen / © Valery Hache (dpa)
Forensiker der Polizei treffen vor der Kirche Saint-Pierre d'Arene in Nizza ein, um nach dem Angriff eines Mannes mit einer offensichtlichen bipolaren Störung auf einen Priester Untersuchungen durchzuführen / © Valery Hache ( dpa )

Bei einer Messerattacke in einer Kirche im südfranzösischen Nizza ist ein Priester von einem offenbar geistig verwirrten Mann schwer verletzt worden. Das Leben des Geistlichen sei nicht in Gefahr, teilte Innenminister Gérald Darmanin am Sonntag mit. Zu dem Angriff kam es nach Angaben einer Polizeisprecherin während der Morgenmesse in der Kirche Saint-Pierre-d'Arène im Zentrum der Stadt unweit der Strandpromenade. Der Täter sei offenbar geistig verwirrt gewesen und wurde festgenommen. Außerdem wurde eine Ordensfrau beim Versuch, den Angreifer zu entwaffnen, leicht an der Hand verletzt. In Frankreich findet am Sonntag die Endrunde der Präsidentschaftswahl statt.

Mit sieben Zentimeter langem Messer zugestochen

Wie der Bürgermeister Christian Estrosi mitteilte, habe er auf der Intensivstation mit dem Priester und der verletzten Ordensfrau bereits reden können. Trotz des dramatischen Vorfalls sei der Geistliche in guter Verfassung. Der nicht vorbestrafte Täter, der aus dem südfranzösischen Fréjus stamme, habe mit einem sieben Zentimeter langen Messer mehrfach zugestochen. Die Gemeindepolizei und die Nationalpolizei seien gemeinsam in das Gotteshaus gestürmt, um den Angreifer zu überwältigen. Für etliche der nach der Attacke schockierten Gläubigen sei psychologische Hilfe organisiert worden.

Der Präfekt des Departements Alpes-Maritimes, Bernard Gonzalez, sagte, der Täter sei bereits in psychiatrischer Behandlung gewesen, auch in einer entsprechenden Klinik. Als Straftäter oder Radikalisierter sei der Mann nicht erfasst gewesen. Die Behörden gingen deshalb zunächst auch nicht von einem extremistischen Hintergrund des Täters aus.

Islamistische Angriffe in Frankreich

Der Angriff in Nizza im Oktober 2020 ereignete sich gegen 9.00 Uhr in der Kirche Notre-Dame mitten in der Einkaufsstraße der Stadt. Die Einsatzkräfte hätten einen Koran und Telefone am Tatort gefunden. Außerdem habe man in der Nähe des Angreifers die Mordwaffe, ein rund 17 Zentimeter langes Messer, entdeckt.

Macron kündigte einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an. "Heute steht die ganze Nation hinter unseren katholischen Mitbürgern", sagte Macron in der Nähe des Tatorts. Man dürfe nicht dem Geist der Spaltung nachgeben.

Nach der Messerattacke in Nizza / © Daniel Cole (dpa)
Nach der Messerattacke in Nizza / © Daniel Cole ( dpa )

Messerattacke vor eineinhalb Jahren

Ebenfalls in Nizza hatte vor eineinhalb Jahren ein aus Tunesien stammender Angreifer bei einer Messerattacke in der Kirche Notre-Dame im Zentrum der Stadt drei Menschen tödlich verletzt, darunter einen Küster. Die Tat wurde als islamischer Terrorismus eingestuft.

Zu dem erschütterndsten Angriff in einer Kirche in Frankreich kam es am 26. Juli 2016 in Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen. Während der Morgenmesse nahmen zwei islamistisch motivierte Angreifer zunächst sechs Menschen als Geiseln. Dann ermordeten sie den Priester Jacques Hamel (85) und verletzten ein Gemeindemitglied schwer. Eine Nonne konnte fliehen und Alarm schlagen. Beide Angreifer wurden von der Polizei erschossen. Ein Pariser Gericht verurteilte im März drei Helfer der Angreifer zu hohen Haftstrafen.

Quelle:
dpa , KNA
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