Selbst wenn sie theoretisch fast genauso viel verdienten wie verheiratete Mütter, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Erhebung "Wer gewinnt? Wer verliert? Die Absicherung von Lebenseinkommen durch Familie und Staat", die die Freie Universität Berlin im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt hat.
Generell spiele der Familienkontext beim Erwerbsleben für Frauen eine entscheidende Rolle, da sie etwa durch Geburten mit einem Verdienstausfall rechnen müssten, so die Studie. Berufstätige Frauen verdienten in ihrem gesamten Leben dadurch nur etwas mehr als die Hälfte der Bruttoerwerbseinkommen von Männern.
Diese sogenannte Gender Lifetime Earnings Gap können sie demnach praktisch nur dann schließen, wenn sie sich innerhalb eines traditionellen Familienbildes bewegen, also verheiratet und gemeinsam veranlagt sind. Würden entsprechend beide Einkommen im Haushalt zwischen den Eheleuten gleichmäßig aufgeteilt, finge das Partnereinkommen Einkommensausfälle von Müttern infolge von Erwerbsunterbrechungen, beispielsweise durch Schwangerschaften und Kindererziehung, auf.
Besonders Alleinerziehende betroffen
Die Situation von teilweise oder vollständig alleinerziehenden Frauen habe sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert; dennoch sei der Staat weiterhin nicht in der Lage, das finanzielle Ungleichgewicht zu verheirateten Müttern durch Leistungen oder steuerliche Erleichterungen aufzufangen, erklären die Forscher. So liege das verfügbare Lebenseinkommen einer alleinerziehenden Frau (521.000 Euro) im Schnitt rund 175.000 Euro niedriger als das einer verheirateten Frau mit Kind (696.000).
Um dieses Defizit auszugleichen, sind nach Ansicht der Autoren grundlegende Wandel in Unternehmenskultur und Gesellschaft sowie bessere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung vonnöten. Dies sei zentral, "um eine gleichmäßigere Aufteilung der Erwerbs- und der Fürsorgearbeit zwischen den Geschlechtern zu ermöglichen und Familie und Beruf besser miteinander in Einklang zu bringen", so das Fazit der Studie. Der Staat hingegen spiele über das ganze Leben betrachtet nur eine geringe Rolle.