DOMRADIO.DE: Was verbindet Sie als BDKJ mit dem Haus Altenberg?
Lena Bloemacher (Bundesvorsitzende beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend / BDKJ): Haus Altenberg ist einer der Orte neben dem Jugendhaus Düsseldorf, an denen die katholische Jugendverbandsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg wieder so richtig losging. Das ist also wirklich ein Ort, an dem einfach historisch für uns ganz viel passiert ist. Auch einige unserer Jugendverbände, die Mitglieder bei uns sind, verbinden hiermit ganz viel: Die DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) wurde zum Beispiel hier gegründet in Haus Altenberg.
DOMRADIO.DE: Auf der Hauptversammlung haben Sie ein neues Grundsatzprogramm verabschiedet. Was war oder ist denn Kern des neuen Grundsatzprogramms des BDKJ?
Bloemacher: Das kann man jetzt so ganz kurz gar nicht beschreiben, denn das Grundsatzprogramm, wie der Name schon sagt, ist sehr grundsätzlich. Es geht also darum, dass wir uns nach langer Zeit noch mal damit auseinandergesetzt haben: Was sind eigentlich die Themen, die uns im BDKJ besonders bewegen? Wofür wollen wir stehen? Und dieses Grundsatzprogramm steht am Beginn unserer Bundesordnung. Das ist das Erste, was man liest, wenn man den BDKJ kennenzulernen versucht.
Eine große Änderung gibt es. Ein Leitsatz von Ludwig Wolker, dem ersten Bundespräses, der nach dem Zweiten Weltkrieg die katholische Jugendverbandsarbeit wieder mit aufgebaut hat, ist sein berühmtes Zitat: "Es lebe Christus in Deutscher Jugend." Wir haben darüber diskutiert, ob es noch zeitgemäß ist, damit unser Grundsatzprogramm zu beschließen. Und da haben wir dann nach langer und intensiver Diskussion, die auch sehr emotional in Teilen bei uns war, entschlossen, dass wir von nun an das Grundsatzprogramm mit dem Leitsatz beenden: Es lebe Christus in der Jugend. Weil es eben nicht nur um deutsche Jugend geht und weil wir diese Fokussierung auf das Wort "Deutsch" nicht mehr als zeitgemäß empfanden.
DOMRADIO.DE: Wie sehen Sie denn die Zukunft der katholischen Jugend in der Kirche?
Bloemacher: Wir sind der Überzeugung, dass es ganz wichtig ist, dass wir uns als Jugend, die katholisch ist, weiter auch in der katholischen Kirche engagieren und dass wir versuchen, bestmöglich die Kirche voranzubringen und damit dieser Krise auch entgegenzuwirken. Wir sehen aber natürlich auch die berechtigten Anfragen an die Kirche und wollen versuchen, von innen heraus die Impulse von außen auch in der Kirche zum Tragen zu bringen. Das sehen wir als Jugend als unsere Verantwortung.
Und wir alle haben gute Erfahrungen. Also Gott sei Dank haben die meisten von uns gute Erfahrungen im Jugendverband machen dürfen. Das wollen wir auch anderen Kindern und Jugendlichen ermöglichen.
DOMRADIO.DE: Was beobachten Sie denn da an der Basis? Gibt es immer noch gleich viele – wie vor 75 Jahren natürlich nicht, aber sagen wir mal vor zehn Jahren – Jugendliche, die sagen "Ich finde das cool, ich gehe in die katholische Jugend, ich mach da mit"?
Bloemacher: Man muss natürlich sehen, katholische Jugendverbandsarbeit ist an der Basis, also in der Ortsgruppe, eine Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, Freiräume zu haben und sich selber Räume zu schaffen. Da ist meistens natürlich das Katholischsein wahrscheinlich die Einflugschneise, weil man nach der Kommunionvorbereitung dazu kommt oder über seine Kolping Familie etc. Aber in erster Linie geht es darum, dass Jugendliche vor Ort ihre Zeit gut miteinander gestalten. Und den Bedarf gibt es nach wie vor. Da versuchen wir als katholische Jugendverbände ein gutes Angebot zu bieten.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie jetzt zurückblicken auf die 75 Jahre – gut, die haben Sie nicht alle intensiv selber miterlebt. Sie sind seit 2021 Bundesvorsitzende, aber Sie kennen die Geschichte. Worauf sind Sie besonders stolz in diesen 75 Jahren als BDKJ?
Bloemacher: Der BDKJ hat es in seiner ganzen Geschichte sehr gut verstanden, die Themen an die Tagesordnung zu bringen, die für die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen relevant sind. Das ist Frieden, das ist aber auch immer Entwicklungspolitik gewesen. Wir sind zum Beispiel Mitgründer der GEPA, des größten Fairtrade-Handelsunternehmens, das es in Europa gibt.
Wir haben immer die Situation von marginalisierten Gruppen in den Blick genommen. Wir haben uns für Gleichberechtigung eingesetzt. Das sind große Linien, die in jeder Generation eine wichtige Rolle spielen. Darauf bin ich stolz, dass wir das als katholische Jugendverbände immer im Blick hatten und haben.
Das Interview führte Martin Mölder.