Neue BDKJ-Vorsitzende sieht Reformwunsch bei Jugendlichen

"Wir wünschen uns eine offene Kirche"

Seit dem Wochenende ist Lena Bloemacher neue Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend. Für ihre Amtszeit hat sie sich viele politische Ziele vorgenommen, darunter auch das Wahlrecht ab 16.

Lena Bloemacher (BDKJ)
Lena Bloemacher / ( BDKJ )

DOMRADIO.DE: Sie sind Erziehungswissenschaftlerin, kirchliche Kinder- und Jugendarbeit ist Ihnen nicht fremd. Sie sind sieben Jahre lang hauptamtliche Diözesanleiterin der "Katholischen jungen Gemeinde" im Erzbistum Köln, der KjG. Was ändert sich, wenn Sie von der der Spitze eines Mitgliedverbandes an die Spitze des Dachverbandes rutschen?

Lena Bloemacher (Neue Bundesvorsitzende des BDKJ): Als Diözesanleiterin habe ich natürlich in erster Linie die Interessen der KjG in Politik und Gesellschaft gebracht und jetzt geht es auf BDKJ-Bundesebene darum, alle Mitgliedsverbände des BDKJ und alle diözesanen Verbände des BDKJ bundesweit, also deren Anliegen sowohl auf bundespolitischen Parkett als natürlich auch auf Bundesebene der Kirche zu vertreten.

DOMRADIO.DE: Ist das schwer?

Bloemacher: Das ist sicherlich eine sehr große Herausforderung, die Themenvielfalt ist groß. Wie bei jeder großen Organisation gibt es natürlich ein großes Spektrum an Meinungen und Erfahrungen und was welcher Gruppierung am wichtigsten ist. Und da gilt es als Bundesvorstand sehr gut zu gucken und zu vermitteln und noch mal Perspektiven reinzubringen. Und für mich persönlich wird sich auf jeden Fall der Wohnort ändern. Es geht von Köln nach Berlin.

DOMRADIO.DE: Wir bleiben mal kurz bei den Zielen, die auf Ihrer Fahne stehen. Sie sind unter anderem dafür, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. Warum genau?

Bloemacher: Wir haben jetzt gerade in den letzten 22 Monaten Corona-Pandemie erlebt, wie wenig die Perspektive von Kindern und Jugendlichen in politischen Entscheidungen Bedeutung hat. Und das ist nicht nur in der Pandemie- und Gesundheitspolitik so, das ist in ganz vielen Lebensbereichen so. Eine Wahlrechtsabsenkung würde in Teilen dafür sorgen, dass Politik auch genauer hinguckt auf das, was Kinder und Jugendliche wollen und brauchen.

DOMRADIO.DE: Das würde voraussetzen, dass man ganz genau weiß, welche Partei sich wofür wie einsetzt.

Bloemacher: Genau, aber da sind 16-Jährige denke ich schon sehr gut in der Lage zu und auch jüngere Kinder und Jugendliche sind da meiner Meinung nach in der Lage zu. Und bei Erwachsenen entscheiden wir auch nicht wer fähig dazu ist, die Wahlprogramme zu verstehen wnd wer nicht.

DOMRADIO.DE: Der BDKJ vertritt ja die Interessen von Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Kirche, in Staat und Gesellschaft. Was liegt denn jetzt aktuell speziell in der Kirche an?

Bloemacher: Wir haben ja den Synodalen Weg in Deutschland, da gibt es die Gruppe junger Synodalen, die auch versuchen, die Anliegen der jungen Katholik:innen in den Synodalen Weg hineinzutragen. Ich glaube, was uns da alle eint, ist, dass wir uns eine offenere Kirche wünschen, die die Themen, die auch in der Lebenswelt von jungen Menschen ganz oben sind, auch anerkennt und auch zu Veränderungen bereit ist.

Das ist zum einen das ganze Thema um LGBTQ, um queere Menschen in der Kirche. Es geht um Frauenrechte in der Kirche, also dass Frauen auf vielen Positionen oder auf allen Positionen in der Kirche willkommen sind. Die Aufarbeitung von Missbrauch ist ein großes Thema. Kinder und Jugendliche sollen sich sicher in unserer Kirche fühlen. Diese Themen gilt es stark zu vertreten.

DOMRADIO.DE: Ich würde vermuten, dass junge Menschen eher mehr oder weniger geschlossen dafür sind, dass die Kirche sich verändern soll, dass Frauen in allen Positionen der Kirche vertreten sein sollten. Wie würden Sie das einschätzen?

Bloemacher: Ja, ich glaube, es ist immer schwierig zu sagen "Alle". Aber so wie ich das in den Jugendverbänden erlebe, kann ich schon sagen, dass es die sehr, sehr große Mehrheit ist, die das so sieht, wie sie eben beschrieben haben.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR