Während der Ermittlungen gegen Zen und drei weitere Treuhänder habe die Polizei "Fehlverhalten" der Anwälte entdeckt, zitierte das Nachrichtenportal Hong Kong Free Press (HKFP) am Freitag aus einer Erklärung der Polizei.
Der inzwischen auf Druck Pekings aufgelöste humanitäre Fonds sollte Demonstranten unterstützen, die an den gegen Peking gerichteten prodemokratischen Protesten 2019 beteiligt waren.
Zen war am Mittwoch zusammen mit drei weiteren prominenten Demokratieaktivisten von der Nationalen Sicherheitspolizei festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, "geheime Absprachen mit ausländischen Kräften" getroffen zu haben.
Weltweite Kritik an Festnahme
Der Fall hat weltweit zu Protesten geführt. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck äußerte am Donnerstag "große Sorge" über Zens Verhaftung. Zugleich zeigte er sich "erleichtert", dass der 90-Jährige gegen Kaution wieder auf freiem Fuß sei. Auch Amnesty International, die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sowie die Steyler Missionare verurteilten die Verhaftung.
Der Religionsfreiheitsbeauftragte der Bundesregierung, Frank Schwabe, verurteilte am Freitag die Verhaftung von Kardinal Zen als "unheilvollen Höhepunkt" der Repressionen gegen kirchliche Repräsentanten.
Der 90 Jahre alte Kardinal Zen zählt zu den kirchenpolitisch prägenden katholischen Kirchenvertretern Asiens. Über seine Amtszeit als Bischof von Hongkong hinaus gehört der Ordensmann der Salesianer Don Boscos zu den prominenten Kritikern der chinesischen Regierung und ihrer Religionspolitik, zuletzt zunehmend auch des Vatikan und seiner China-Politik.
Religionsfreiheit unter Druck
Seit Einführung des "Nationalen Sicherheitsgesetzes" im Juni 2020 durch China werden in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong Freiheitsrechte, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit unterdrückt. Auch die Religionsfreiheit gerät zunehmend unter Druck der prochinesischen Führung.