Angesichts mehrfacher Krisen sei es das Gebot der Stunde, öffentliche Haushalte von besonders betroffenen Ländern im Globalen Süden zu stärken, erklärten das katholische Hilfswerk und die Entschuldungskampagne am Dienstag in Aachen und Berlin.
"Die ohnehin prekäre Finanzierung der öffentlichen Hand hat sich vielerorts dramatisch zugespitzt. 135 von 148 Ländern weltweit sind kritisch verschuldet, mehr als dreimal so viele wie vor der Corona-Pandemie", mahnte Klaus Schilder, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei Misereor.
Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - wie steigende Energie- und Rohstoffpreise - drohten, die wirtschaftlichen Aussichten vieler Länder weiter dramatisch zu verschlechtern. Ohne Schuldenerlasse fehlten die Finanzmittel, um in Klimaschutz und den Kampf gegen Corona und andere Krankheiten zu investieren.
Gestiegene Verschuldung
Beide Organisationen wiesen zugleich darauf hin, dass die finanzpolitische Krise das Erreichen der "Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung" (SDGs) von 2015 in vielen Staaten in weite Ferne rücke. Dabei seien gerade hier Maßnahmen für Klimaschutz und den Ausbau der öffentlichen Gesundheitsversorgung dringend nötig.
Der Umgang mit der gestiegenen Verschuldung ist ein Schwerpunkt der deutschen G7-Präsidentschaft. Kristina Rehbein, Politische Koordinatorin von erlassjahr.de, erklärte dazu, Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) müsse sich dringend für Schritte einsetzen, um umfassende Schuldenerlasse zu ermöglichen.
Dazu zähle, den politischen und rechtlichen Druck zu erhöhen, damit auch private Gläubiger, die in den G7-Staaten ansässig sind, in Umschuldungsverhandlungen einbezogen werden, so Rehbein weiter.