"Mit der Pandemie drohen auch Menschen in Verschuldung zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten - und Verschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe", sagte der Präsident des katholischen Wohlfahrtsverbands, Peter Neher, am Freitag in Berlin. Die Caritas fordert einen Ausbau der gemeinnützigen Schuldnerberatung, vor allem im ländlichen Raum. Am Montag startet eine bundesweite Aktionswoche unter dem Motto "Der Mensch hinter den Schulden".
Lange Wartezeiten
Da der Andrang in den Beratungsstellen derzeit groß sei, seien lange Wartezeiten bis zum ersten Termin keine Seltenheit, hieß es. In der Online-Beratung sei das Thema Verschuldung der Bereich mit den meisten Neuregistrierungen von Ratsuchenden in den vergangenen zwölf Monaten. Aktuell meldeten sich pro Monat allein etwa 800 neue Ratsuchende online an. Die Caritas hatte bereits im Herbst eine höhere Nachfrage nach Schuldnerberatung verzeichnet.
Steigende Belastung bei Sozialhilfe
Die Kommunen müssten aus Sicht der Caritas eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen finanzieren. Dies sei auch im Interesse der Kommunen selbst: Jeder Verschuldete, dem nicht gut geholfen werde, könnte eine zusätzliche Belastung für die Kommunen bei der Sozialhilfe werden. Notwendig seien auch rechtliche Änderungen. Neben der Festschreibung eines Anspruchs auf Schuldnerberatung im Gesetz müssten die Speicherfristen von Schuldendaten bei Auskunfteien deutlich kürzer werden.
Schuldnerberatungsstellen aufstocken
Auch im Erzbistum Köln gibt es lange Wartezeiten bei der Schuldnerberatungsstellen. "Die Nachfrage steigt, die Kapazitäten bleiben aber gleich", sagt Christiane Heger von der Sozialen Schuldnerberatung des Kölner Diözesan-Caritasverbands am Mittwoch. Ein nicht auskömmlich finanziertes Netz an Einrichtungen werde bei der Sozialhilfe teurer für die Kommunen, mahnte Heger.