Positiv sei zu sehen, dass gleichgeschlechtliche Eheschließungen künftig nicht mehr zur Kündigung führen sollen, teilten die Initiative #OutInChurch und das Arbeitsbündnis Katholisches LSBT+Komitee am Dienstag mit. Der Entwurf berücksichtige jedoch nicht Fragen von Geschlechtsidentität und sorge so für neue Unsicherheiten.
Neue Grundordnung veröffentlicht
Am Montag veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz den Entwurf für eine neue "Grundordnung des kirchlichen Dienstes". Demnach soll die private Lebensgestaltung, "insbesondere Beziehungsleben und Intimsphäre" der Beschäftigten, keinen Anlass mehr für Kündigungen bieten, falls diese nicht im Einklang mit der kirchlichen Lehre stehen. Die Initiativen bezeichneten dies als "entscheidenden Fortschritt". Sie begrüßten zudem, dass der Entwurf explizit die Gleichstellung von Frauen und Männern als Aufgabe benennt.
Der Neufassung liegt ein Systemwechsel im Verständnis zentraler Begriffe des katholischen Arbeitsrechts zugrunde. Die katholische Identität eines Unternehmens soll durch Leitbilder, eine christliche Organisationskultur und durch die Vermittlung christlicher Werte gestaltet werden. Als einziger Kündigungsgrund bliebe damit in der neuen Ordnung "kirchenfeindliches Verhalten" erfasst.
Was ist "kirchenfeindliches Verhalten"?
#OutInChurch-Mitinitiator Jens Ehebrecht-Zumsande kritisierte, dass jene christlichen Werte nicht näher bestimmt seien: "Hier gibt es noch einen erheblichen Klärungsbedarf." Auch beklagte er, dass queere Menschen - also jene, die einer sexuellen Minderheit angehören - nicht in die bisherigen Beratungen einbezogen worden seien. Der Theologe fragte an, ob die Prinzipien der neuen Grundordnung auch für die kirchliche Unterrichtserlaubnis für Religionslehrkräfte gelten würden.
Eine Nachbesserung forderte auch die Doktorandin Veronika Gräwe vom Katholischen LSBT+Komitee. Auch für "trans- und intergeschlechtliche sowie nichtbinäre Mitarbeitende" müsse der kirchliche Arbeitsplatz zu einem "Arbeitsplatz ohne Angst" werden. Der Entwurf bleibt laut Initiativen einem "binären Geschlechtermodell" verhaftet - also der Annahme, dass es einzig Mann und Frau gibt, die sich sexuell aufeinander beziehen.