Papst tritt für Senioren ein und appelliert an Russland

Reform der Zivilisation gefordert

Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus den Wert von Senioren in den Mittelpunkt gerückt und geißelte die "Wegwerfgesellschaft". Außerdem appellierte er an Russland, Getreide nicht als Waffe einzusetzen.

Papst Franziskus - Generalaudienz / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Franziskus - Generalaudienz / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat den individuellen Alterungsprozess in Erinnerung gerufen. Keiner sei davor gefeit und es sei kurzsichtig und falsch, ältere Menschen auszuschließen oder gar infrage zu stellen, ob "so ein Leben noch lebenswert" sei, sagte der 85-Jährige am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. "Wie kommt es, dass sich die moderne Zivilisation, die so fortschrittlich und effizient ist, so wenig mit Krankheit und Alter anfreunden kann?", fragte das Kirchenoberhaupt an die Gläubigen gewandt.

Jesus sieht den Menschen in seiner Schwäche

Papst Franziskus - Generalaudienz / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Franziskus - Generalaudienz / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Als Folge seien viele ältere oder alte Menschen versucht, ihre Verletzlichkeit zu verbergen oder ihr Alter zu verheimlichen. Sie sorgten sich, dass sie andernfalls ausgestoßen würden. Denn das Alter beziehungsweise der alte Mensch scheine nur einen geringen Stellenwert "in unserer Wegwerfgesellschaft" zu habe, kritisierte der Papst.

Doch dieser Gedanke sei falsch. Es gebe ein "Lehramt der Gebrechlichkeit" und Jesus sehe den Menschen gerade in seiner Schwäche. Das Lehramt der Gebrechlichkeit eröffne einen entscheidenden Horizont für eine unerlässliche Reform der Zivilisation, erklärte Franziskus.

Seit einigen Wochen widmet sich Papst Franziskus in seiner Katechesereihe der Lebensphase des Alters und des Umgangs mit alten Menschen.

Getreide darf keine Kriegswaffe werden

Getreide auf einem Feld / © Dejan82 (shutterstock)

Papst Franziskus äußerte sich bei der Generalaudienz außerdem um ausbleibende Getreidelieferungen aus der Ukraine. Weltweit seien vor allem ärmere Länder auf die Lieferungen angewiesen, so der 85-Jährige auf dem Petersplatz. "Bitte benutzen Sie Getreide, ein Grundnahrungsmittel, nicht als Kriegswaffe", appellierte der Papst. Die Ausfuhr müsse schnellstmöglich wieder anlaufen.

Die Ukraine ist ein wichtiger Exporteur von Getreide, der Angriff Russlands hat aber vielerorts die Aussaat verzögert. Zudem kann gelagertes Getreide nicht über Schwarzmeerhäfen exportiert werden.

Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO könnten die Folgen des Krieges kurzfristig zu einem drastischen Anstieg unterernährter Menschen weltweit führen.

UN-Experten sehen größere Not in Syrien durch Ukraine-Krieg

Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung von UN-Experten auch die Lage von Millionen notleidenden Menschen in Syrien weiter verschlechtern. Die syrische Bevölkerung leide unter einer "erdrückenden Armut" und blicke "in einen neuen Abgrund", insbesondere die Vertriebenen, warnte der Leiter der Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates, Paulo Pinheiro, am Mittwoch. Zugleich äußerte er die Befürchtung, dass sich das Schicksal der Zivilisten in Syrien nun in der Ukraine infolge der russischen Kriegsführung wiederholen könne.

Ein Wandgemälde der Solidarität mit dem ukrainischen Volk ist auf den Überresten eines zerstörten Gebäudes in Binnish, Syrien, zu sehen / © Anas Alkharboutli (dpa)
Ein Wandgemälde der Solidarität mit dem ukrainischen Volk ist auf den Überresten eines zerstörten Gebäudes in Binnish, Syrien, zu sehen / © Anas Alkharboutli ( dpa )

 

Quelle:
KNA