Papst Franziskus hat den individuellen Alterungsprozess in Erinnerung gerufen. Keiner sei davor gefeit und es sei kurzsichtig und falsch, ältere Menschen auszuschließen oder gar infrage zu stellen, ob "so ein Leben noch lebenswert" sei, sagte der 85-Jährige am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. "Wie kommt es, dass sich die moderne Zivilisation, die so fortschrittlich und effizient ist, so wenig mit Krankheit und Alter anfreunden kann?", fragte das Kirchenoberhaupt an die Gläubigen gewandt.
Jesus sieht den Menschen in seiner Schwäche
Als Folge seien viele ältere oder alte Menschen versucht, ihre Verletzlichkeit zu verbergen oder ihr Alter zu verheimlichen. Sie sorgten sich, dass sie andernfalls ausgestoßen würden. Denn das Alter beziehungsweise der alte Mensch scheine nur einen geringen Stellenwert "in unserer Wegwerfgesellschaft" zu habe, kritisierte der Papst.
Doch dieser Gedanke sei falsch. Es gebe ein "Lehramt der Gebrechlichkeit" und Jesus sehe den Menschen gerade in seiner Schwäche. Das Lehramt der Gebrechlichkeit eröffne einen entscheidenden Horizont für eine unerlässliche Reform der Zivilisation, erklärte Franziskus.
Seit einigen Wochen widmet sich Papst Franziskus in seiner Katechesereihe der Lebensphase des Alters und des Umgangs mit alten Menschen.
Getreide darf keine Kriegswaffe werden
Papst Franziskus äußerte sich bei der Generalaudienz außerdem um ausbleibende Getreidelieferungen aus der Ukraine. Weltweit seien vor allem ärmere Länder auf die Lieferungen angewiesen, so der 85-Jährige auf dem Petersplatz. "Bitte benutzen Sie Getreide, ein Grundnahrungsmittel, nicht als Kriegswaffe", appellierte der Papst. Die Ausfuhr müsse schnellstmöglich wieder anlaufen.
Die Ukraine ist ein wichtiger Exporteur von Getreide, der Angriff Russlands hat aber vielerorts die Aussaat verzögert. Zudem kann gelagertes Getreide nicht über Schwarzmeerhäfen exportiert werden.
Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO könnten die Folgen des Krieges kurzfristig zu einem drastischen Anstieg unterernährter Menschen weltweit führen.