Kardinal Silvano Tomasi stand in Begleitung von Gianfranco Ghirlanda, designierter Kardinal, auf der Besucherliste am Samstag. Tomasi ist zuständig für die überfällige Reform des Ordens sowie für die Neuwahl des Großmeisters.
Der Statthalter des Malteserordens, Fra' Marco Luzzago, war am 7. Juni überraschend im Alter von 71 Jahren gestorben. Er hatte seit dem Tod von Großmeister Giacomo della Torre 2020 die Geschicke des Souveränen Ordens geleitet. Mit Luzzagos Tod geht diese Aufgabe vorübergehend an den Großkommandeur Fra' Ruy Goncalo do Valle Peixoto de Villas-Boas (82) über.
Malteserorden im Umbruch
Der Malteserorden ringt seit geraumer Zeit um eine Reform seiner Strukturen. Auslöser war unter anderem eine Verfassungskrise unter dem damaligen Großmeister Fra' Matthew Festing (1949-2021). Dieser trat 2017 auf Druck von Papst Franziskus nach internen Querelen zurück. Im vergangenen Jahr starb er, ebenfalls überraschend mit 71 Jahren, im maltesischen Valletta.
Bei der Reform ihrer Verfassung und ihres Kodex wollen sich die Malteser vor allem eine zeitgemäßere Leitungsstruktur geben. Jener Teil, der die Organisation als Orden betrifft, muss vom Papst genehmigt werden, anderes nicht. Darüber hinaus sind Reformen in Finanzwesen und Compliance, aber auch bei der Berücksichtigung von Frauen in Gang.
Tomasis Macht im Malteserorden
Im Herbst hatte Franziskus Kardinal Tomasi daher weitreichende Befugnisse übertragen. Tomasi soll an einem selbstgewählten Termin ein außerordentliches Generalkapitel einberufen und den Vorsitz übernehmen.
Darüber hinaus soll er über die Zusammensetzung und Abhaltung des Generalkapitels bestimmen, die neue Verfassungscharta und den Ordenskodex genehmigen sowie eine Reform des Souveränen Rates vornehmen.
Letztlich soll Tomasi den gesamten Staatsrat, das höchste Leitungsgremium, zur Wahl eines neuen Großmeisters einberufen. Im Frühjahr hatte Tomasi dem Papst seine Reformvorschläge unterbreitet.
Malteserorden und die Politik
Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt.
Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 110 Staaten unterhält der Orden derzeit diplomatische Beziehungen.