"Ich stehe hinter dem Synodalen Weg, aber ich erlebe ihn auch als einen Prozess, bei dem wir lernen und teilweise auch nachbessern", sagte Timmerevers der Zeitung "Dresdner Neueste Nachrichten" (Dienstag). Dies werde er auch Papst Franziskus sagen, wenn er in den kommenden Tagen zu einer Privataudienz in den Vatikan reise.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.
In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.
Kirche solle "der Welt" dienen
"Es gibt dabei Fragen, die können wir vor Ort entscheiden, und es gibt Fragen, die müssen in der Weltkirche entschieden werden", betonte Timmerevers. "Zugleich müssen wir bei allen notwendigen Veränderungen aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr um uns selbst drehen.
Kirche soll ja schließlich der Welt dienen. Aber ich komme in den Vatikan nicht mit fertigen Konzepten, sondern mit dem offenen Ohr und dem erfüllten Herz."
Darüber hinaus wolle er mit dem Papst auch die vor allem in Sachsen spürbare zunehmende Spaltung der Gesellschaft thematisieren. "Viele Menschen, die demonstrieren, nehme ich vor allem als verunsichert wahr. Man kann sich dann in eine Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die es so nie gab, flüchten. Oder überlegen, wie man sein Leben angesichts der Veränderungen gestalten will", so Timmerevers.
Er sei "fest davon überzeugt, dass unsere religiösen Wurzeln und das daraus erwachsende Verständnis vom Menschen dafür eine gewaltige Chance bieten. Wir müssen keine Angst vor Spannungen in der Gesellschaft haben, wenn Menschen mutig von der Zukunft träumen. Wir brauchen Friedensstifter statt Feuerteufel."
Auch das Thema sexueller Missbrauch und der Umgang damit in der Kirche wird demnach Thema bei der Audienz sein. Er wolle dem Papst schildern, "wie groß die Enttäuschung der Menschen über den Umgang der Kirche mit dem sexuellen Missbrauch ist - und wie hoch der Bedarf ist, hierfür auch Strukturen auf den Prüfstand zu stellen", kündigte der Bischof an.