Sonderausstellung zu 750 Jahre Kloster Chorin eröffnet

Perle am Rande der Uckermark

Ein Jubiläumsjahr für Kloster Chorin: 2023 ist es 750 Jahre her, dass sich Zisterzienser hier am Rande der Uckermark niederließen. An diesem Wochenende gab es dort bereits ein Jubiläumskonzert und eine Sonderausstellung.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Fassade des Kloster Chorin in Brandenburg. / © Nowaczyk (shutterstock)
Fassade des Kloster Chorin in Brandenburg. / © Nowaczyk ( shutterstock )

"Kloster Chorin ist keine jener lieblichen Ruinen, darin sich's träumt wie auf einem Frühlingskirchhof, wenn die Gräber in Blumen stehen ... Wer hier in der Dämmerstunde des Weges kommt und plötzlich zwischen den Pappeln hindurch diesen still einsamen Prachtbau halb märchenhaft, halb gespenstisch auftauchen sieht, dem ist das Beste zuteil geworden, das diese Trümmer ... ihm bieten können." So beschreibt Theodor Fontane 1873 in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" das Zisterzienserkloster Chorin.

So wäre es wohl gut: hier, am gefühlten Ende der Welt, sich wandernd zurückzuziehen und so Gott zu nähern. Doch heute steigen die Besucher vor der Pforte aus dem Auto und stolpern mitten hinein ins 13. Jahrhundert. Chorin am Rande der Uckermark, auf halbem Weg zwischen Berlin und Stettin, gehört zu den schönsten Klosteranlagen Deutschlands. In der Ruine ist der Geist der Gründer noch mit Händen greifbar: Ora et labora, bete und arbeite. Und Arbeit gab es hier genug: Wälder waren zu roden, Landbau und Fischerei von der Pike aufzuziehen.

Zurück zu den Wurzeln

Das Zisterziensertum war eine Reform des benediktinischen Mönchtums. Zurückgezogenheit, Verpflichtung zur Selbstversorgung: Scharenweise folgten junge Männer im 12. Jahrhundert dem neuen Ruf der Zisterzienser nach totaler Armut. Zurück zu den Wurzeln - das war durchaus wörtlich zu verstehen, denn die Mönche rodeten und ackerten selbst.

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche / © Katharina Ebel ( KNA )

Das Ideal des Klosterlebens liegt heute wieder im Trend. Landlust und Einfachheit statt Großstadtleben, dazu Ökolandbau zur Selbstversorgung: So sind die Zisterzienser Folie für eine Utopie vom frommen Mittelalter, als die Welt noch in Ordnung gewesen sei. Dass die Mönche meist nicht älter als 35 wurden, wird gern ausgeblendet.

Bedeutende Erfolge, auch wirtschaftlich

Ein weiterer Kratzer auf dieser Folie ist, dass die radikal armen Zisterzienser quasi wider Willen in kürzester Zeit reich wurden - weil adlige Stifter ihre fromme Lebensweise als Investition für das eigene Seelenheil entdeckten. Angesichts bedeutender Schenkungen und Hunderter neuer Klostergründungen wurden zur Erledigung der Arbeit schon bald Laienbrüder aufgenommen und sogar Lohnarbeiter eingestellt.

Auch in der Mark Brandenburg vergaben die askanischen Markgrafen Ländereien für Klostergründungen. Die doppelte Idee dahinter war eine Christianisierung und Befriedung der von den Slawen eroberten Gebiete - und ihre wirtschaftliche Erschließung. Die Zisterzienser von Lehnin erhielten 1258 reichlich Grundbesitz, um auf einer Insel im Parsteinsee das Kloster Mariensee zu gründen. Allerdings wurden am Baugrund gravierende Mängel festgestellt. 1273, vor bald 750 Jahren, wurde die Verlegung nach "Koryn" (Chorin) beschlossen.

Zu diesem Anlass findet ab diesem Sommer ein großes Jubiläumsjahr statt; mit Konzerten, Führungen, Märkten und spirituelle Angeboten. Am Samstagabend gab es in Chorin ein Jubiläumskonzert des Brandenburgischen Konzertorchesters Eberswalde; anschließend wurde eine multimediale Sonderausstellung eröffnet.

Während der Jahrhunderte auch stark vernachlässigt

Die ersten vier Jahrzehnte waren für Chorin eine Erfolgsgeschichte - was sich auch in Größe und Güte des Baues niederschlug: Der Besitz wuchs auf 13 Dörfer, 5 Höfe, 11 Mühlen und 23 Seen. Doch schon ab 1319 begann der Niedergang. Erbstreit, Pest und Hungersnöte trafen immer wieder den Lebensnerv des Klosters. Längst schon konnte man die riesigen Ländereien nicht mehr selbst bewirtschaften. 1542 wurde das Kloster aufgehoben und 1543 verpfändet.

Von da an dienten die Gebäude als Scheunen und Ställe, teils gar als Steinbruch. Erst als 1816, vor 200 Jahren, ein preußischer Baubeamter namens Karl Friedrich Schinkel auf den Plan trat, wurde der Verfall gestoppt. In Chorin fand der junge Schinkel, der seine Star-Karriere als preußischer Hofarchitekt noch vor sich hatte, einen Haufen zerfallender Backsteine vor, der sich als maroder Bauernhof präsentierte.

Doch der Experte erkannte den Wert des Komplexes und bescheinigte dessen "Merkwürdigkeit", sprich Bedeutung. Den Pächter forderte er amtlich auf, zumindest die Schweine aus der Kirche zu entfernen. Weiterer Entsatz kam 1823, als die königliche Familie Chorin besuchte. Der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm (IV.) war fasziniert von der Architektur und entsetzt von der Vernachlässigung. Seitdem folgten nach und nach bauliche Sicherungen, etwa neue Maßwerke und ein Kirchendach.

Heute präsentiert sich Chorin wieder als ein gotisches Meisterwerk, belebt wenn nicht durch Mönche, so doch durch Besucher. Im Jubiläumsjahr sollen es noch mehr werden als sonst.

Quelle:
KNA