Konkret geht es um ein Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi, das zahlreiche Politiker und Vertreter des Judentums als antisemitisch bezeichnet hatten. Auf der Homepage selbst ist nun von einer Figurendarstellung die Rede, "die antisemitische Lesarten bietet".
Kollektiv bittet um Entschuldigung
Das Künstlerkollektiv erklärte, seine Arbeit enthalte keine Inhalte, "die darauf abzielen, irgendwelche Bevölkerungsgruppen auf negative Weise darzustellen. Die Figuren, Zeichen, Karikaturen und andere visuellen Vokabeln in den Werken sind kulturspezifisch auf unsere eigenen Erfahrungen bezogen." Das Werk werde nun "zu einem Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs in diesem Moment". Das Kollektiv bat zugleich um Entschuldigung "für die in diesem Zusammenhang entstandenen Verletzungen".
Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, sagte, die Geschäftsführung lasse sich künstlerische Exponate nicht vorab zur Prüfung vorlegen und dürfe dies auch nicht. Das betreffende Werk sei nicht für die documenta fifteen konzipiert worden, sondern "im Kontext der politischen Protestbewegung Indonesiens" entstanden. Schormann kündigte an, "weitere externe Expertise" einzuholen.
Unter anderen hatte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, die Verantwortlichen aufgefordert, Konsequenzen zu ziehen.
Kunstfreiheit stößt an Grenzen
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte, hier finde die Kunstfreiheit ihre Grenze. Einem Medienbericht zufolge wurde zudem die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, kritisierte die Ankündigung der Verdeckung als "absurd". Das "Allermindeste" sei es, dass die Verantwortlichen die antisemitische Bildsprache vollständig aus dem öffentlichen Raum entfernen. Dies sei auch im Interesse der übrigen Künstler.
Die Bundesregierung hatte am Montag den Antrag der Unions-Fraktion abgelehnt, sich im Kulturausschuss mit der documenta zu befassen, erklärte Fraktions-Vize Dorothee Bär (CSU). Dies sei "inakzeptabel".
Angesichts der "massiven Vorwürfe" gegen die Geschäftsleitung, der öffentlichen Debatte und der Bundesförderung mit Steuermitteln sei es "zwingend geboten, dass sich der Kulturausschuss zeitnah damit befasst".