Kindermissionswerk reagiert auf Vorwürfe gegen Ex-Leiter

Viel Trauer und Enttäuschung

Für viele war er ein charismatischer Seelsorger und "Mister Sternsinger". Doch seit Missbrauchsvorwürfe gegen den 2019 verstorbenen Winfried Pilz bekannt geworden sind, muss auch das Kindermissionswerk seinen Leiter neu bewerten.

Logo des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie war die erste Reaktion des Kindermissionswerkes auf die Vorwürfe, die Monsignore Pilz betreffen?

Susanne Brenner-Büker (Stabsstelle Kinderschutz beim Kindermissionswerk "Die Sternsinger"): Wir sind alle tief getroffen. Uns macht die Nachricht fassungslos, traurig, wütend und alles gleichzeitig und durcheinander. Selbstverständlich unterstützen wir den Aufruf des Erzbistums Köln. Denn auch für uns ist die oberste Priorität, dass sich mögliche weitere Betroffene und auch die Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber nun beim Erzbistum Köln melden. Aber wir müssen auch sagen, dass die Nachricht viel Trauer, Enttäuschung und Wut bei den Mitarbeitenden ausgelöst hat, die ihn noch kannten und viele von ihnen ihn auch schätzten.

DOMRADIO.DE: Monsignore Pilz war für viele ein Vorbild. Man muss sich nur die vielen lobenden Nachrufe als Reaktion auf seinen Tod vor zweieinhalb Jahren durchlesen. Wie schwierig ist es jetzt, damit umzugehen, dass er womöglich auch eine ganz andere, unbekannte Seite hatte?

Winfried Pilz im Jahr 2001 / © Nadine Loesaus (KNA)
Winfried Pilz im Jahr 2001 / © Nadine Loesaus ( KNA )

Brenner-Büker: Die Situation ist wirklich sehr schwierig, vor allen Dingen für die vielen Mitarbeitenden, die noch mit ihm aktiv zusammengearbeitet haben. 2019 ist er ja verstorben. Er hat für uns von 2000 bis 2010 gearbeitet. Aber all die Mitarbeitenden, die noch mit ihm zusammengearbeitet haben, müssen jetzt das Bild und die Erinnerung, die sie an ihn hatten, korrigieren und neu einordnen.

DOMRADIO.DE: Im Erzbistum Köln wurde mindestens ein Vorfall noch unter Kardinal Meisner bekannt. Monsignore Pilz hatte dafür auch einen Verweis bekommen. Wusste das Kindermissionswerk davon? Hätte man da nicht schon viel vorsichtiger und achtsamer sein müssen?

Brenner-Büker: Nein, nach unserem jetzigen Kenntnisstand wurde die damalige Leitung des Hauses nicht informiert. Das Erzbistum Köln hat das Kindermissionswerk im September 2021 über den Fall in Kenntnis gesetzt.

Das Kindermissionswerk selbst hat sich beim Erzbistum Köln für einen zeitnahe zu veröffentlichen Aufruf eingesetzt, um mögliche weitere Betroffene zu ermutigen, sich zu melden und auch für eine größtmögliche Transparenz in dem Fall zu sorgen.

Das Erzbistum Köln hat dann die Veröffentlichung des Aufrufs für den Sommer 2022 terminiert. Dazu brauchte es Vorbereitung und Recherchen aufgrund von Hinweisen aus dem Jahr 2021

DOMRADIO.DE: Was tut das Kindermissionswerk, um sexualisierte Gewalt aufzuarbeiten und vorzubeugen?

Brenner-Büker: Der Schutz von Kindern und Schutzbefohlenen ist natürlich zentrale Aufgabe der Missionswerke. So verfügt das Kindermissionswerk über ein standardisiertes und ein transparentes Vorgehen, das bei jeder Meldung von Verdachtsfällen auf Kindeswohlgefährdung greift. Die Stabsstelle Kinderschutz, welche innerhalb des Kindermissionswerks bei mir liegt, nimmt jeden Verdacht ernst. Wir gehen jedem Verdacht nach und wir dokumentieren ihn. Alle Mitarbeitenden des Missionswerk absolvieren regelmäßig Schulungen.

Das Interview führte Johannes Schröer.

Erzbistum Köln bittet um Unterstützung bei Aufklärung

Aufruf wendet sich an unbekannte Missbrauchsbetroffene des verstorbenen Pfarrers Msgr. P.

Der Stabsstelle Intervention des Erzbistums Köln liegen Meldungen zu einem verstorbenen Priester vor. Deshalb wendet sie sich nun an den ehemaligen Einsatzorten des Priesters mit einem Aufruf an mögliche, bisher unbekannte Missbrauchsbetroffene.

Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln / © Ina Fassbender (KNA)
Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln / © Ina Fassbender ( KNA )
Quelle:
DR