Weitere 38 Prozent antworteten, dies treffe "eher" zu. Das teilte das staatliche Meinungsforschungsinstituts CBOS am Freitag mit.
Im Februar 2015 erkannten den Papst dem Institut zufolge noch 43 Prozent "entschieden" und 41 Prozent "eher" als moralische Autoritätsperson für sich an. Nun verneinten insgesamt 35 Prozent "entschlossen" oder "eher", dass das Oberhaupt der katholischen Kirche bei ihnen großes moralisches Ansehen genieße. Vor gut sieben Jahren sagten dies insgesamt lediglich 13 Prozent.
Haltung des Papstes wird kritisiert
CBOS erklärte den Ansehensverlust von Franziskus in Polen zu einem großen Teil mit seiner Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine. Manche Aussagen des Papstes hätten nicht den gesellschaftlichen Empfindungen entsprochen. Das Institut fragte die 1.087 Polinnen und Polen allerdings nicht nach den Gründen ihrer Bewertung.
In Polen war auf Kritik gestoßen, dass sich Franziskus zuerst mit Kreml-Chef Wladimir Putin in Moskau treffen wollte, bevor er in die Ukraine reise. Putin lehnt bislang aber eine Begegnung mit dem Papst ab. Zudem werteten es im Mai in einer Umfrage fast 79 Prozent der Polen als schlecht, dass Franziskus der Nato eine mögliche Mitverantwortung für Russlands Einmarsch in die Ukraine zugewiesen habe. Der Papst hatte in einem italienischen Zeitungsinterview gesagt, vielleicht habe "das Bellen der Nato an Russlands Tür" Putin veranlasst, den Konflikt auszulösen.
Naiver Vatikan?
Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, kritisierte Ende Mai die Russlandpolitik des Vatikan deutlich. "Meiner Meinung nach sollte der Vatikan reifer mit Russland umgehen, denn die alte und momentane Herangehensweise erscheint sehr naiv und utopisch", sagte Gadecki damals.
Er verwies darauf, dass Putin Franziskus bewusst erniedrigt habe, indem er wiederholt einige Stunden zu spät zu Treffen im Vatikan gekommen sei. "Der Heilige Stuhl sollte sich darüber im Klaren sein, dass er in seinen Beziehungen zu Russland - gelinde gesagt - vorsichtiger sein sollte, weil die Erfahrungen der mittel- und osteuropäischen Länder zeigen, dass Lügen die zweite Wesensart der russischen Diplomatie sind", so der Erzbischof.