Katholische Kirche rügt EU für Abtreibungs-Resolution

Außerhalb der Kompetenz

Die katholische Kirche hat auf die Forderung des EU-Parlaments nach einem "Grundrecht auf Abtreibung" mit Kritik reagiert. Damit begebe sich das Parlament auf ein Gebiet außerhalb seiner Kompetenz, erklärte Manuel Barrios in Brüssel.

Eine Abtreibungsgegnerin trägt ein pinkes Shirt mit einem Piktogramm einer Familie / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Eine Abtreibungsgegnerin trägt ein pinkes Shirt mit einem Piktogramm einer Familie / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Parlament mische sich zudem in innere Angelegenheiten demokratischer EU- und Nicht-EU-Staaten ein, ergänzte der Generalsekretär der Bischofskommission COMECE am Donnerstagabend in Brüssel.

Manuel Barrios Prieto / © NN (Comece)
Manuel Barrios Prieto / © NN ( Comece )

Die Interessenvertretung der katholischen Bischofskonferenzen bei den EU-Institutionen warnte vor einer Förderung "radikaler politischer Agenden". Diese gefährdeten Grundrechte wie die Meinungs- und Religionsfreiheit und beschädigten den Zusammenhalt der Gesellschaft. Man dürfe nicht "höhere ideologische Barrieren und Polarisierung schaffen".

Reaktion auf Aufhebung eines US-Grundsatzurteils

Dass das Europäische Parlament einen Einschluss der Abtreibung in die Grundrechte-Charta der Union so in den Vordergrund stelle, könne eine Reform der EU-Verträge ernsthaft gefährden und Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und Mitgliedstaaten verstärken, sagte Barrios.

Abtreibungsgegner protestieren vor einer Klinik / © Brandon Wade (dpa)
Abtreibungsgegner protestieren vor einer Klinik / © Brandon Wade ( dpa )

Als Reaktion auf die Aufhebung des fünf Jahrzehnte alten Grundsatzurteils zu Schwangerschaftsabbrüchen in den USA hatte das EU-Parlament am Donnerstag gefordert, ein Recht auf Abtreibung in die Grundrechte-Charta der EU einzufügen. Mit der gleichen Resolution appellierten die Abgeordneten an den US-Kongress, ein Gesetz zum Schutz von Abtreibungen auf Bundesebene zu verabschieden. Für die Entschließung stimmten auch zahlreiche Christdemokraten.

Die COMECE vertritt die Bischofskonferenzen der unterschiedlichen EU-Mitgliedstaaten, also auch solcher, in denen Ungeborene einen strikten gesetzlichen Schutz genießen, wie Polen oder Malta. Die katholische Kirche erkennt dem Embryo ab der Empfängnis die vollen und unveräußerlichen Rechte als Person zu.

Oberstes US-Gericht öffnet Weg für Abtreibungsverbote

Das oberste Gericht der USA ermöglichte den Bundesstaaten mit einem Urteil von Juni 2022 ein Verbot von Abtreibungen. Die Richter in Washington hoben das Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" auf, das im Jahr 1973 Abtreibungen zur Privatsache erklärte. Bisher hatte das Gericht demnach Abbrüche bis zur 24. Schwangerschaftswoche für rechtmäßig erklärt.

Abtreibungsrecht USA - Oberster Gerichtshof / © Mariam Zuhaib/AP (dpa)
Abtreibungsrecht USA - Oberster Gerichtshof / © Mariam Zuhaib/AP ( dpa )
Quelle:
KNA