Vor 125 Jahren starb der schwarze US-Priester Tolton

Ein Glaubensvorbild aus der afroamerikanischen Gemeinschaft

Einsamkeit, Armut und vor allem Rassismus waren die Konstanten im Leben von Augustus Tolton, dem ersten schwarzen Priester in den USA. Ein Seligsprechungsverfahren für den vor 125 Jahren Verstorbenen läuft.

Autor/in:
Christiane Laudage
Banner mit der Abbildung von Pater Augustus Tolton, bei einem Gottesdienst am im November 2021 in New York (USA)  / © Gregory A. Shemitz/CNS Photo (KNA)
Banner mit der Abbildung von Pater Augustus Tolton, bei einem Gottesdienst am im November 2021 in New York (USA) / © Gregory A. Shemitz/CNS Photo ( KNA )

Augustus Toltons größter Wunsch war, Priester zu werden. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Aber zu seiner Zeit war Tolton noch eine Ausnahmegestalt in der katholischen Kirche der USA. Der alles beherrschende, strukturelle Rassismus sah einen schwarzen Priester nicht vor. Augustus Tolton starb vor 125 Jahren, am 9. Juli 1897 im Alter von nur 43 Jahren. Ein Seligsprechungsverfahren läuft.

Frühe schwarze Priester in den USA

Alternativ werden als die ersten drei schwarzen Priester der USA auch James Augustine Healy (1830-1900) und seine Brüder Patrick Francis (1834-1910) und Alexander Sherwood (1836-1875) genannt. Doch sie identifizierten sich nicht mit der afroamerikanischen Gemeinschaft.

Weil die Brüder Healy, Söhne einer versklavten Frau und eines irischstämmigen Plantagenbesitzers, nicht offensichtlich "schwarz" aussahen, konnten sie in die "weiße" Gesellschaft eintreten und dort ihren Weg gehen - auch Dank des Vermögens, das ihr Vater mit der Arbeitskraft versklavter Menschen erwirtschaftet hatte.

Die Sklaverei gilt als die Ursünde der USA, ihre Folgen gelten bis heute noch nicht als überwunden. Denn auch nach der Abschaffung 1865 wurden Menschen afroamerikanischer Herkunft weiter diskriminiert - bis hin zur Einschränkung ihrer Bürgerrechte. Sie blieben einem strukturellen Rassismus ausgesetzt, der auch das Leben von Augustus Tolton nachhhaltig beeinflusste.

Studium an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom

Augustus wurde am 1. April 1854 auf einer Plantage in Ralls County im heutigen US-Bundesstaat Missouri geboren. Seine Eltern, Martha und Peter Paul, waren beide versklavte Menschen. Sein Vater floh 1861, zu Beginn des US-amerikanischen Bürgerkriegs, seiner Mutter gelang später ebenfalls mit den vier Kindern die Flucht.

Martha Tolton war katholisch und sehr fromm. Sie wollte unbedingt ihre Kinder in einer katholischen Schule unterbringen, was ihr trotz aller Schwierigkeiten auch gelang. Ungefähr zu dieser Zeit fasste ihr Sohn Augustus den Entschluss, Priester zu werden - was damals so realistisch war wie eine Reise zum Mond. Jedes Priesterseminar in den USA hat ihn abgelehnt.

Dank verschiedener Unterstützung, aber auch Glück und Zufall konnte Tolton an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom studieren, die zur Kongregation für die Verbreitung des Glaubens - heute Dikasterium für die Evangelisierung - gehörte. Im April 1886 wurde er in der Lateranbasilika geweiht.

Einziger schwarzer Priester

Tolton wurde dann nicht wie erwartet nach Afrika in die Mission geschickt, sondern zurück in die USA. Sein Leben als einziger schwarzer Priester dort war extrem schwierig, weil er immer unter Beobachtung stand, und vor allem einsam. Ihm fehlten Priester seiner Herkunft, mit denen er sich über seine Erfahrungen austauschen konnte.

In Chicago fand er dann seine Heimat als Priester für die schwarzen Katholiken. Er war wegen seiner guten Predigten, seiner schönen Singstimme und seines Talents für das Akkordion sehr beliebt.

Seligsprechungsverfahren 2010 eröffnet

Reichtümer fand er dort nicht, im Gegenteil. Er teilte die Armut der ihm als Seelsorger anvertrauten Menschen, aber ihm wurde Anerkennung für seinen Einsatz zuteil.

Er starb 1897 während einer Hitzewelle, die seinen schon angegriffenen Körper überforderte. 2010 wurde für ihn ein Seligsprechungsverfahren eröffnet, er ist einer von sechs Kandidaten aus der afroamerikanischen Gemeinschaft der USA.

Im April waren Vertreter der zuständigen vatikanischen Heiligsprechungsbehörde in den USA, um ein mögliches Wunder Toltons zu überprüfen, das für eine Seligsprechung nötig wäre. Sollten sie Belege dafür finden, könnte er zügig seliggesprochen werden.

Dass auf einmal Bewegung in das Verfahren kam, könnte an der Initiative von drei historisch schwarzen Pfarreien in Baltimore liegen. Sie haben sich Ende 2021 zu einer katholischen Laieninitiative zusammengeschlossen mit dem klaren Ziel: Wir brauchen endlich schwarze Heilige! Sie forderten Papst Franziskus auf zu handeln.

Quelle:
KNA