Papst Franziskus könnte noch im August in die Ukraine reisen. Das sagte der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, am Freitagabend dem italienischen Fernsehsender TG1. Das Kirchenoberhaupt sei überzeugt, "dass ein Besuch eine positive Wirkung haben könnte". Vorbereitet würde eine solche Reise allerdings erst nach der Rückkehr aus Kanada, wohin Franziskus in der letzten Juli-Woche reisen will. Zudem, so der Außenbeauftragte des Vatikan, hänge es davon ab, wie es ihm dann gesundheitlich geht.
Die Kontakten mit Moskau seien derzeit eher institutioneller Natur und liefen über die jeweiligen Botschafter. Darüber hinaus gebe es "nicht viele direkte oder persönliche Kontakte", sagte Gallagher. Der Erzbischof fügte hinzu: "Wir sind sehr besorgt über die ukrainische Frage und die Beilegung des Krieges, aber gleichzeitig auch über die Zukunft des westlichen Balkans".
Wegen eines möglichen Treffens des Papstes mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. von Moskau, verwies Gallagher auf die im September stattfindende "Konferenz der Weltreligionen" in Kasachstan. Sollten beide den weiten Weg dorthin machen, werde es ein Treffen geben. "Wir müssen versuchen, Schwierigkeiten und Missverständnisse für die Einheit der Kirche zu überwinden."
"Ein Mann mit Einfluss über die Grenzen Japans"
Im selben Interview sprach Gallagher auch zum Anschlag und Tod des ehemaligen japanischen Premierministers, Shinzo Abe. Der ermordete frühere japanische Ministerpräsident war nach Aussage des vatikanischen Außenministers "ein Mann mit großem Einfluss über die Grenzen Japans hinaus". Zwar sei Abe auch "eine sehr umstrittene Person, aber ein Mann mit Prinzipien" gewesen, "mit einem großen Sinn für das Gemeinwohl seines Volkes", sagte der englische Kurienerzbischof. Das Attentat und der Tod des langjährigen Regierungschefs erfüllten ihn mit großer Trauer, so der Außenbeauftragte des Heiligen Stuhls. Er selbst habe die Ehre gehabt, Abe beim Papstbesuch im November 2019 persönlich zu treffen.
Der 67-jährige frühere Regierungschef Abe war am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Nara niedergeschossen worden. Er erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Abe war 2006 bis 2007 sowie von 2012 bis 2020 Ministerpräsident Japans.