"Daher sollten wir die Ukraine nach den Möglichkeiten des Völkerrechts unterstützen, auch mit den Waffen, die helfen", sagte Bernhard Felmberg im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). "Einen solchen klaren Bruch des Völkerrechts wie nun durch Russland hat es nur selten gegeben."
Gerechter Frieden als Ziel
Das Ziel kirchlicher Friedensethik sei der "Gerechte Friede". Wenn Russland den Krieg gewinne, werde es jedoch keinen solchen Frieden geben. "Der Aggressor will stattdessen einen ungerechten Frieden etablieren und die Menschenrechte nicht achten", mahnte Felmberg.
Daher müsse die Ukraine unterstützt werden, die "ihr Recht und ihre Freiheit" verteidige.
Gespräche momentan nicht zielführend
Momentan sei zu sehen, dass Gespräche nicht zum Ziel führten, weil Moskau keinen Frieden wolle. "Dann muss man sich offen eingestehen, dass Dialog derzeit nicht weiterführt. Offenbar muss erst eine andere Lage eintreten, bevor Gespräche wieder sinnvoll sind", sagte Felmberg.
Mit Blick auf die Kontroverse über Waffenlieferungen sagte der Militärbischof, dass in der evangelischen Kirche die Erfahrung der friedlichen Revolution nachwirke. Damals hätten viele Gemeinden erlebt, dass ein Regime mit Friedensgebeten und zivilem Ungehorsam zu Fall gebracht worden sei. "Es erweist sich aber als Fehleinschätzung, das zu verallgemeinern. In manchen Situationen ist rechtserhaltende Gewalt als Ultima Ratio nötig." Die Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2007 beschreibe das auch klar.
Kritik an russisch-orthodoxer Kirche
Felmberg sagte weiter, dass die russisch-orthodoxe Kirche "zu Recht" für ihre Haltung zum Krieg in der Ukraine verurteilt werde. "Von einem Abbruch der Beziehungen rate ich jedoch ab. Man sollte den Vertretern Moskaus stattdessen deutlich sagen, was man von ihrer den Krieg befeuernden und segnenden Haltung hält." Dies müsse mit der Hoffnung verbunden sein, dass es zu einem späteren Zeitpunkt wieder einen echten Dialog geben könne.
Die evangelische Friedensethik sollte aus Sicht Felmbergs aktualisiert und überarbeitet werden. "Der schreckliche Angriff Russlands zwingt uns, gründlicher und besser über Verteidigungspolitik und Verteidigungsbereitschaft nachzudenken.»