Papst verurteilt Gewalt in Sri Lanka und ruft zum Dialog auf

"Die Rechte aller achten"

Papst Franziskus hat sich besorgt angesichts der Lage in Sri Lanka gezeigt. Zugleich verurteilte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz jegliche Form von Gewalt und rief zu einem Dialogprozess für das Gemeinwohl auf.

Soldaten der srilankischen Armee kontrollieren die Papiere von Motorradfahrern während der Ausgangssperre / © Ajith Perera (dpa)
Soldaten der srilankischen Armee kontrollieren die Papiere von Motorradfahrern während der Ausgangssperre / © Ajith Perera ( dpa )

"Ich fordere alle Parteien auf, eine friedliche Lösung der gegenwärtigen Krise zu suchen, die insbesondere den Ärmsten zugute kommt und die Rechte aller achtet", so der Appell des Papstes.

Gotabaya Rajapaksa / © Eranga Jayawardena (dpa)
Gotabaya Rajapaksa / © Eranga Jayawardena ( dpa )

In Sri Lanka hatte sich in den vergangenen Tagen die wirtschaftliche und politische Krise zugespitzt. Am Freitag war der bisherige sri-lankische Premierminister Ranil Wickremesinghe vom Obersten Richter Jayantha Jayasuriya verfassungsgemäß zum Übergangspräsident ernannt worden. Zuvor hatte der bisherige Präsident Gotabaya Rajapaksa nach seiner Flucht von Singapur aus offiziell seinen Rücktritt erklärt.

Neuwahl des Präsidenten in der kommenden Woche

Wickremesinghe bleibt voraussichtlich nur bis zur Parlamentssitzung am Mittwoch (20. Juli) im Amt, bei der ein neuer Präsident gewählt werden soll. Führende buddhistische Mönche des überwiegend buddhistischen Sri Lanka wollen eigene Kandidaten für das Amt des Präsidenten vorschlagen, wenn sich das Parlament nicht auf einen vom Volk akzeptierten Bewerber einigen kann.

Noch als Premierminister hatte Wickremesinghe nach der Flucht von Rajapaksa den Notstand über Sri Lanka verhängt und Gerüchten zufolge den Sicherheitskräften einen Schießbefehl zur Unterdrückung der landesweiten Proteste gegen die Regierung wegen des Zusammenbruchs der Wirtschaft und des Finanzsystems erteilt.

Rajapaksa außer Landes geflohen

Rajapaksa war nach dem Volksaufstand vom vergangenen Wochenende zunächst in einem Flugzeug der Marine auf die Malediven geflohen. Am Donnerstag bestätigte das Außenministerium von Singapur, das Rajapaksa sich inzwischen in dem Stadtstaat aufhalte.

Sri Lanka befindet sich derzeit in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit seiner Unabhängigkeit 1948. Rajapaksa und sein Clan werden beschuldigt, das Land durch wirtschaftliches Missmanagement in den Bankrott getrieben zu haben. Sri Lanka kann aufgrund fehlender Devisen keine lebenswichtigen Güter wie Nahrungsmittel, Benzin oder Medikamente mehr für seine 22 Millionen Einwohner einführen. Schulen und andere öffentliche Einrichtungen sind seit Wochen geschlossen.

Katholiken in Sri Lanka

In Sri Lanka leben rund 1,2 Millionen Katholiken, das entspricht nur 6,1 Prozent der Bevölkerung. Doch schon einmal besuchte ein Papst die Insel im Indischen Ozean: Johannes Paul II. kam 1995. Damals säumten Zehntausende die Straßen, und auch jetzt werden in der Hauptstadt Colombo wieder Busse aus allen Ecken der Insel erwartet.

Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )
Quelle:
KNA