Theologin Käßmann mahnt Verantwortungsübernahme für Flut an

Wer trägt die Schuld?

Zum ersten Jahrestag der Flutkatastrophe in Westdeutschland hat die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, Verantwortungsübernahme angemahnt. Einen alleinigen Sündenbock suche sie aber nicht.

 Flutschäden an der Ahr
 / © Harald Oppitz (KNA)
Flutschäden an der Ahr / © Harald Oppitz ( KNA )

Es dürfe niemand alleinig zum Sündenbock gemacht werden, so die Theologin in einem Gastbeitrag in der "Bild am Sonntag". "Doch Menschen müssen sich ihrer Schuld auch stellen und Verantwortung übernehmen."

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )

Geschehe das nicht, blieben "die Opfer ohnmächtig und zornig zurück", warnte Käßmann. Statt einer Schuldübernahme gebe es bislang jedoch nur weitere Untersuchungsausschüsse und gegenseitige Schuldzuweisungen, kritisierte die Theologin.

Vergebung möglich

"Nur wenn Schuld bekannt wird, ist ja überhaupt Vergebung möglich. Und nur ein Prozess der Vergebung kann langfristig zu Versöhnung und Neuanfang führen."

Vor einem Jahr richteten verheerende Unwetter am 14. und 15. Juli große Zerstörungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen an. Tausende Häuser und weite Teile der Infrastruktur wurden zerstört und beschädigt, mehr als 180 Menschen starben.

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 und ihre Nachwehen

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 im Westen Deutschlands kommen allein in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen ums Leben.  In Nordrhein-Westfalen sterben bei Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen; mit 180 Städten und Gemeinden ist fast die Hälfte der Kommunen betroffen. Eine Chronologie der Ereignisse:

11.7.: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt am Vormittag vor extremem Starkregen mit bis zu 200 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb von 60 Stunden. Eine genaue Vorhersage, wo die riesigen Mengen niedergehen werden, ist nicht möglich.

Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker/dpa (dpa)
Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker/dpa ( dpa )
Quelle:
KNA