Neuer Studiengang "Interreligiöse Studien" startet in Trier

"Wir können natürlich jetzt nicht die Welt retten"

Unterschiedliche Weltanschauungen und verschiedene Religionen sind erst mal nichts Neues. Doch wie die Religionen Judentum, Christentum und Islam miteinander verflochten sind, können Studierende an der Uni Trier nun erfahren.

Interreligiöse Symbole / © godongphoto (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Unterschiedliche Weltanschauungen und verschiedene Religionen gab es eigentlich schon immer. Die haben aber trotzdem mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick oft denkt. Damit können sich Interessierte ab Herbst an der Uni Trier beschäftigen. Da geht es nämlich los mit dem neuen Masterstudiengang "Interreligiöse Studien". Der katholische Theologe und Islamwissenschaftler Dr. Dennis Halft ist der Studiengangsleiter. Solche Studiengänge gibt es ja schon an verschiedenen anderen Unis. Warum haben Sie diesen neuen Studiengang trotzdem aufgebaut?

Dennis Halft (Katholischer Theologe, Islamwissenschaftler und Studiengangsleiter): Bei uns in der Region gibt es einen vergleichbaren Studiengang zum einen bislang noch nicht. Und wir haben auch eine Notwendigkeit gesehen, es etwas anders zu machen als anderswo. Ein Studiengang, der sich mit Judentum, Christentum und Islam gemeinsam und vergleichend beschäftigt. Das heißt, bei uns geht es darum, dass wir in jeder Lehrveranstaltung miteinander darüber ins Gespräch kommen, was diese drei Religionen verbindet und was sie unterscheidet. Da eben vor allem auch die Differenzen, die Unterschiede herausarbeiten.

Weltreligionen / © Mark Skalny (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Neben dieser Theorie soll den Studierenden auch die Praxis nähergebracht werden. Wie müssen wir uns das vorstellen?

Halft: Ja, absolut. Das ist ganz zentral, denn wir wollen ja Fachkräfte ausbilden, die interreligiöse, interkulturelle Kompetenzen haben. Das heißt also, die fähig sind, zwischen Menschen mit verschiedenen Traditionen und Hintergründen zu vermitteln, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und letztlich auch angesichts jetzt steigender antisemitischer muslimfeindlicher Tendenzen hier zu einer Befriedung und zu Verständnis in der Gesellschaft beizutragen.

DOMRADIO.DE: Sie wollen Fachkräfte ausbilden. In welchen Berufsfeldern konkret arbeiten die dann später?

Halft: Das kann im Bereich Bildung sein, Jugendbildung, Kulturvermittlung. Das können zivilgesellschaftliche Organisationen sein. Das kann auch im Bereich der Medien und des Journalismus sein, in der Politikberatung. Hier stehen ganz viele Optionen offen. Hier haben auch dann die Absolventen die Möglichkeit, durch eigene Schwerpunktsetzung während des Studiums das auch zu koppeln mit anderen Interessen, sodass am Ende hier verschiedene fächerübergreifend interdisziplinäre Kompetenzen erworben werden.

DOMRADIO.DE: Inwiefern kann so ein Studiengang Antisemitismus und auch antimuslimischem Rassismus denn entgegenwirken?

Dennis Halft (Katholischer Theologe, Islamwissenschaftler und Studiengangsleiter)

"Denn was Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit, aber auch Rassismus allgemein zugrunde liegt, ist eine Unkenntnis."

Halft: Was wir brauchen, sind Menschen, die als Multiplikatoren in die Gesellschaft hineinwirken. Das heißt also, die wirklich fähig sind, diese Differenzen ins Gespräch zu bringen und hier auf eine vermittelnde Position hinzuwirken.

Denn was Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit, aber auch Rassismus allgemein zugrunde liegt, ist eine Unkenntnis. Es geht darum, hier stärker Inhalte zu vermitteln, stärker darauf hinzuwirken, dass Menschen sich in einer positiven Weise und Beziehung auch mit Vielfalt und mit der Anerkennung des anderen beschäftigen.

Wir können natürlich jetzt nicht die Welt retten, aber es geht darum, dass in vielen gesellschaftlichen Bereichen immer stärker hier ein Bedarf besteht und wir hier eben Multiplikatoren brauchen, die dann wiederum mit anderen Menschen zusammenarbeiten und hier positiv auf die Gesellschaft hinwirken. Das ist ein gesellschaftlicher Auftrag, den wir hier wahrnehmen.

DOMRADIO.DE: Der neue Studiengang ist ein Masterstudiengang, man braucht also vorher schon einen Abschluss. Welche Voraussetzungen gibt es denn sonst noch, um diesen Studiengang studieren zu können?

Halft: Voraussetzung ist, dass man einen Bachelor-Abschluss in den Geistes- und Sozialwissenschaften benötigt. Das sind also sehr viele Fächer. Das heißt, es ist sehr breit aufgestellt und es ist möglich, hier in eine Spezialisierung zu gehen, wenn man schon einen grundständigen anderen Studiengang im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften studiert hat. Darüber hinaus gibt es keine Zulassungsbeschränkung.

Vielleicht ganz wichtig auch noch mal zu betonen, dass wir den Studiengang als theologische Fakultät in Zusammenarbeit mit der Universität Trier betreiben und hier kein religiöses oder konfessionelles Bekenntnis vorausgesetzt wird. Man kann das als säkularer oder agnostisch angelegter Mensch machen, man kann es aber auch als Muslim oder Jude oder auch natürlich als Christ oder Christin belegen.

Aber all das ist sozusagen nicht Voraussetzung und auch überhaupt nicht intendiert, weil wir ja hier vor allem vergleichend arbeiten, historisch und religionswissenschaftlich arbeiten und dann vergleichend theologisch arbeiten.

Das Interview führte Hannah Krewer.

Interreligiöser Dialog

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
DR